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Aloe Vera

Der Mythos einer Wunderpflanze

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Es ist brütend heiß an einem dieser letzten Julitage auf der Sonneninsel. Der Asphalt der Landstraße, auf der wir uns unserem Ziel nähern, ist weich wie Gummi. Reifenspuren der schweren Geländewagen haben sich dort verewigt. „Hier ist es!“ ruft meine Begleiterin plötzlich und schreckt mich auf. Fast wären wir vorbeigefahren. Auf einem Schotterparkplatz kommen wir zum Stehen.

Das Gebäude wirkt unscheinbar. Wie verloren in der kargen Weite der mallorquinischen Halbebene. Hinter der verglasten Eingangstür befindet sich ein kleiner Ausstellungsraum. Wir werden bereits erwartet. „Wenn Sie mögen“, sagt eine nette Dame, nachdem sie uns begrüßt hat, „wenn Sie mögen, sollten Sie sich draußen erst einmal umschauen.“ Draußen befinden sich die Plantagen. Künstlich bewässert stehen dort unzählige Aloe Vera-Pflanzen in Reih und Glied. Erdspieße mit weißen Schildchen zuoberst verweisen auf die Gattungen. Nach gut zehn Minuten brechen wir unsere hitzigen Erkundungen ab und ziehen uns zurück ins Haus. Die Regale sind prallgefüllt. Für Kopf bis Fuß sind alle Bedürfnisse bedacht. Die Aufmachung der einzelnen Produkte und deren Behältnissen wirken zwar etwas altbacken, doch uns geht es einzig und allein um die Inhalte. Genauer gesagt um die Wirkstoffe.

Aloe Vera. Ohne viel Fantasie zu bemühen, klingt der Begriff wie ein Zauberwort. Und irgendwie wirkt sie auch wie ein Zauber, denn es wird behauptet, dass der Saft, der aus der Pflanze gewonnen wird, den Nährstoffbedarf des menschlichen Körpers deckt. Allein schon deshalb sei Aloe Vera ein ideales Mittel zur Ergänzung unserer Nahrung: „Sie lindert zudem rheumatische Beschwerden, aktiviert das Herz-/Kreislaufsystem, reguliert den Blutdruck und reinigt den Magen- und Darmtrakt. Neben Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen enthält der Zaubertrunk auch diverse Aminosäuren, vor allem aber relativ viel Acemannan, ein Zuckermolekül. Dieser Stoff wirkt blut- und zellgenerierend und bekämpft Viren und Bakterien, die in unsere Blutbahn gelangt sind“, heißt es auf der Internetseite der Aloe Vera-Farm.

Angrenzend an den Ausstellungsraum befindet sich eine geräumige Halle. Überall glänzen silbrige Kessel, die mannshoch in die Höhe ragen. Und überall winden sich dicke und dünne Rohre von einem Bottich zum nächsten. „Hier sehen Sie das Herzstück unserer Aloe Vera-Farm“, erläutert uns eine Angestellte. Und ohne dass sie es beabsichtigt, verfliegt der Zauber, der eben noch in den Gedanken weilte, in die Logik einer kühlen Ernüchterung. Ganz ohne Technik geht es eben nicht. „In diesen Kesseln wird der Saft aus den Pflanzen gewonnen“, fährt sie fort. „Wie in einem Chemielabor?“ will ich wissen. „Wenn Sie auf den Prozess der Herstellung abzielen, trifft dies durchaus zu. Allerdings hat das Endprodukt rein gar nichts mit Chemie zu tun. Es ist rein natürlich.“

Vornehmlich ist Aloe Vera ein Heilmittel. Die Ingredienzen des Saftes sind in ihrer Zusammensetzung und Mengenverteilung einzigartig. Aloe Vera gibt es sowohl als Trinkkur, als auch als Creme, Salbe oder Gel. Mittlerweile sind auch Tees im Handel erhältlich. Die Trinkkuren wirken durch besondere Enzyme verdauungsfördernd, die Tees ebenso. Äußerlich wird Aloe Vera angewendet, um – unter anderem – Krankheiten der Haut zu behandeln. Bei Schuppenflechte, Akne und Neurodermitis hat sich der Wirkstoff als äußerst hilfreich erwiesen, auch zur Linderung des Juckreizes bei Insektenstichen und Sonnenbrand und zur Desinfektion von Wunden. Bei Sehnenscheidenentzündungen und Muskelzerrungen beschleunigt Aloe Vera darüber hinaus den Heilungsprozess. Seit geraumer Zeit hat auch die Kosmetikindustrie das Zaubermittel für sich entdeckt. Neben Duschgel und Shampoo werden auch Hautcremes angeboten, deren feuchtigkeitsspendende Eigenschaften besonders hervorzuheben sind.

Aloe Vera-Produkte wirken – aufgrund der naturgegebenen Zusammensetzung der Inhaltstoffe – anders als andere, vergleichbare Präparate. Ein Zaubermittel sind sie jedoch nicht. Zwar konnte die Heilwirkung in Tierversuchen nachgewiesen werden –, in Bezug auf den Menschen wurde aber lediglich die positive Wirkung bei Hautkrankheiten attestiert. Bei der inneren Anwendung können zum Teil Nebenwirkungen auftreten, besonders dann, wenn der Wirkstoff in Kombination mit anderen pflanzlichen Präparaten eingenommen wird. Um ganz sicher zu gehen, sollten Sie diese Produkte ausschließlich in der Apotheke kaufen und sich über etwaige Wechselwirkungen beraten lassen.

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