Haarfibel

Diagnose: Haarausfall!

Es kommt aus heiterem Himmel

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Miriam ist 40 Jahre alt. Um ihre fülligen Haare wurde sie von ihren Freundinnen früher stets beneidet. Doch diese Zeiten sind vorbei. „Erst habe ich mir nichts dabei gedacht, als sich jeden Morgen immer mehr Haare nach dem Frisieren in meiner Bürste ansammelten“, erzählt sie. „Als sich aber schließlich mein Scheitel mehr und mehr lichtete, bekam ich es mit der Angst zu tun. Außer meinem Mann wollte ich niemandem mein Problem anvertrauen und deshalb recherchierte ich erst einmal im Internet. Hilfestellungen und Ratschläge fand ich dort in Hülle und Fülle. Ich kaufte ein Produkt nach dem nächsten und probierte es aus. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass mein Haarausfall durch die Anwendung eines Präparates gestoppt worden sei –, einmal glaubte ich sogar zu erkennen, dass neue Haare wuchsen und triumphierte. Nach einem halben Jahr des Experimentierens war alles wieder beim alten. Vollends ernüchtert brach ich meine Eigen-Therapie ab.

Jenseits des 40. Lebensjahres ist fast jede zweite Frau vom Haarausfall betroffen. Anders als bei den Männern, die diesem Makel heutzutage zunehmend mit einer Komplettrasur begegnen, um auch weiterhin recht cool dazustehen und nicht mit dem gefürchteten Haarkranz wie Waldorf und Statler aus der Muppetshow herumzulaufen, gestaltet sich eine adäquate Reaktion bei uns Frauen wesentlich komplizierter, wenn nicht gar unmöglich. Eine üppige Mähne ist nun einmal ein Markenzeichen der Weiblichkeit und dabei wird es wohl auch bleiben. Doch was sollen wir tun, wenn wir – wie Miriam – an unserem Oberkopf die ersten kahlen Stellen entdecken?

In den meisten Fällen ist ein Haarausfall erblich bedingt. Wenn also Ihre Mutter bereits dazu neigte, mit zunehmendem Alter ihre Haare zu verlieren, dann können Sie fast darauf wetten, dass es auch Sie treffen wird. Die Einnahme bestimmter Medikamente, aber auch Infektionskrankheiten können das Ausfallen der Haare begünstigen. Werden die Arzneimittel wieder abgesetzt und die Infektion ist abgeklungen, so normalisiert sich der Zustand im Regelfall. Auf dem Beipackzettel der Medikamente wird auf diese Art von Komplikationen hingewiesen. Sind Sie hingegen auf die langfristige Einnahme eines Präparates angewiesen, das bei Ihnen zu stärkerem Haarausfall führt, dann ist es ratsam, diesen Missstand mit Ihrem Arzt zu besprechen. Meist führt ein anderes – ebenso wirksames – Medikament bei Ihnen nicht zu den genannten Nebenwirkungen.

Stress kann Haarausfall hervorrufen. Nicht umsonst heißt es: ‚Das ist ja zum Haareraufen!‘ Tritt der Haarausfall besonders dann auf, wenn der sogenannte negative Stress, also jener, der Probleme nachsichzieht, auf Sie einprallt, dann sollten Sie diesem Einfluss entgegenwirken. Statt Pillen gegen das Ausfallen der Haare zu schlucken oder Tinkturen auf die Kopfhaut zu träufeln, empfiehlt sich ein Gespräch mit einem Psychologen, um das Problem sprichwörtlich an der Wurzel zu packen.

Das Wachstum der Haare unterliegt einem steten Prozess des Wechsels. Ältere Haare fallen aus – neue wachsen nach. Wer sich nun einzig darauf verlässt, die ausgefallenen Haare zu zählen – nach dem Leitsatz ‚mehr als einhundert pro Tag dürfen es nicht sein‘, läuft Gefahr, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Zum einen deshalb, weil wohl niemand zur selben Zeit den Anteil der neusprießenden Haare mit dem der ausgefallenen abgleicht. Zum anderen, weil das Ausfallen der Haare auch saisonalen Einflüssen unterliegt. So verliert der Mensch nachweislich im Frühjahr und im Herbst mehr Haare als im Sommer und im Winter. Ganz so einfach ist es folglich nicht, ein eindeutiges Urteil zu fällen. Als wesentlich fundierter erweist es sich, die Kopfhaut an sich – langfristig – ganz genau zu analysieren. Am geeignetsten für eine solche Betrachtung ist der Haaransatz am Oberkopf und an den Schläfen. Wenn Sie den Verdacht hegen, Ihre Haarpracht sei vom Ausfallen bedroht, dann dokumentieren Sie den vermeintlichen Haarausfall anhand von Fotografien, die Sie – wöchentlich – über einen Zeitraum von drei Monaten – stets aus derselben Perspektive – festhalten. Nutzen Sie für diese Dokumentation das Zoom-Objektiv Ihrer Kamera, so dass Details klar erkennbar sind. Am besten gelingt es, wenn Sie eine Freundin bitten, Ihnen zu helfen.

Nach Ablauf eines Vierteljahres sind Sie schlauer. Vergleichen Sie die ersten Aufnahmen mit den letzten. Wenn sich ein signifikanter Unterschied zeigt, Sie also deutlich kahlere Stellen entdecken, dann besteht ein Handlungsbedarf. Heben Sie die Bilder in jedem Falle auf. Später komme ich noch darauf zurück.

Stichwort unausgewogene Ernährung. Sämtliche Organe unseres Körpers sind davon abhängig, ausreichend mit Nährstoffen versorgt zu werden, auch unsere Haare. Vor allem sind es Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, die das Wachstum gewährleisten. Tritt nun ein Mangel dieser Stoffe ein, dann quittiert das Haar diese Unterversorgung durch unscheinbare Krankheiten, die von uns vorschnell als ein kleines Übel angesehen werden. Spliss, trockenes oder sprödes Haar sind nur drei der möglichen Auswirkungen. Ist das Haar erst einmal geschädigt, und damit meine ich jedes einzelne, dann stirbt es früher oder später ab und fällt aus. Und kein noch so vielversprechendes Shampoo oder die darauf abgestimmte Spülung werden dies verhindern. Der Haarausfall, der auf diese Weise entsteht, ist zwar nur mittelbar vergleichbar mit dem, der aus heiterem Himmel kommt, also ohne etwaige Mängel in Bezug auf Ihre Ernährung oder die Einnahme von Medikamenten. Dennoch müssen Sie diese Möglichkeit in Betracht ziehen, um ganz sicher zu gehen. Für rundum gesunde Haare sind die folgend aufgeführten Nährstoffe verantwortlich:

Vitamin A (Haarwuchs und Geschmeidigkeit des Haarschaftes). Enthalten in Molkereiprodukten, Karotten, Aprikosen, Paprika und Lebertran.
Vitamine B3, B5 und B6 (Stärkung des Haares, Regulierung der Talgproduktion, Stoffwechsel in der Haarwurzel). Enthalten in Fleisch, Eigelb, Nüssen und Hülsenfrüchten.
Vitamin C (Baustein für die Haarwurzel). Enthalten in Zitrusfrüchten, Kiwis und Kohlgemüse.
Vitamin H (Glanz und Zusammenhalt der Schuppenschicht des Haares). Enthalten in Fleisch, Milch, Eigelb, Vollkornprodukten und Nüssen.
Eisen (Wachstum des Haares). Enthalten in Tierleber und Fleisch.
Zink (Bildung neuer Haarzellen). Enthalten in Austern, einigen Fleischsorten, Käse und Eiern.
Kupfer (Verbesserung der Haarstruktur). Enthalten in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Trockenobst und Hefe.
Eiweiß (Baustein des Keratin). Enthalten in Getreide, Kartoffeln und Soja, aber auch in Fleisch, Käse und Eiern.

Stichwort Hormone. Diese sogenannten Botenstoffe steuern so ziemlich alles, was in unserem Körper abläuft. Hormone sorgen dafür, dass wir uns freuen oder weinen, sie regeln die Sexualfunktionen von Mann und Frau, sie signalisieren Stresssituationen und vieles, vieles andere.
Gerät unser Hormonhaushalt durcheinander, kann dies gravierende Folgen haben. Ein Beispiel mag dies verdeutlichen: Die Einnahme bestimmter Drogen führt dazu, dass das Gefühl des Trübsinns unterdrückt wird. Ecstasy-Konsumenten schweben – solange die Wirkung des Stoffes anhält – sozusagen auf Wolke Sieben und sind folglich bester Laune. Doch diese Laune wird einzig dadurch erzeugt, dass der Gegenspieler des Glückshormons, der dafür verantwortlich ist, unsere Gefühle – je nach Umstand – zu relativieren, also sowohl Freude als auch Leid fühlen zu können, ganz einfach ausgeschaltet wird. Der Konsum der Droge ist nichts weiter als ein Trick, der die Hormone überlistet. Ein weiteres Beispiel: Klassische männliche Hormone wirken gänzlich anders als jene, die bestimmte Abläufe und äußere Erscheinungsformen bei Frauen steuern. Nun besteht aber keine konsequente Trennung zwischen den Geschlechtern in Bezug auf die Produktion rein männlicher/weiblicher Hormone. Sowohl bei Männern können feminine Hormone für Irritationen sorgen als auch umgekehrt die maskulinen. Dieser Umstand trägt dazu bei, dass die prägenden Kennzeichen der beiden Geschlechter bisweilen verschwommener erscheinen. Denken Sie nur an einen Mann, dessen Statur so gar nicht männlich anmutet und dessen Körperbehaarung kaum sichtbar ist. Oder an eine Frau mit Damenbart, deren robuster Körperbau an einen Handwerker erinnert. In beiden Fällen ist der Hormonhaushalt ein wenig aus den Fugen geraten. Fürs Erste sind solche Makel, die den Launen der Schöpfung und der Natur entstammen, nicht weiter tragisch, denn meist arrangieren sich die Betroffenen mit den Gegebenheiten. Ernst wird es, wenn durch das Ungleichgewicht der Hormone Krankheiten entstehen.

Das PCO-Syndrom (Polyzystisches Ovar-Syndrom) ist eine solche Krankheit. Fast jede zehnte Frau leidet daran. In die Schlagzeilen geraten ist die Krankheit vor allem durch eine hohe Rate der Unfruchtbarkeit der Betroffenen. Doch die Begleitumstände leiten uns zurück zum eigentlichen Thema, dem Haarausfall. Frauen, die am PCOS erkrankt sind, beklagen einen vermehrten Ausfall der Oberkopfbehaarung, also der Haare, die die Frisur bilden. Parallel dazu verstärkt sich jedoch das Haarwachstum am Körper und im Gesicht. Über die Gründe sind sich die Wissenschaftler uneins. Einige fokussieren, dass die Leidtragenden vermehrt übergewichtig sind; andere vermuten, dass die Ernährung während der Schwangerschaft des später betroffenen Mädchens dazu beigetragen hat und verweisen auf einen unkontrollierten Verzehr von Weißmehl- und Zuckerprodukten.

Die androgenetische Alopezie bezeichnet den erblich bedingten Haarausfall. Sehr ähnlich dem PCOS ist ein erhöhter männlicher Hormonspiegel dafür verantwortlich. Fakt ist, dass die männlichen Hormone die Haarwurzeln der betroffenen Frauen derart reizen, dass diese am Ende verkümmern. Bei Frauen kann diese Erkrankung mit hormonellen Verhütungsmitteln behandelt werden, aber auch mittels östrogenhaltiger Präparate.

Was sollten Sie tun, wenn sich Ihre Haare lichten? Sind eine unausgewogene Ernährung, die Einnahme von Medikamenten oder eine Unterfunktion der Schilddrüse Auslöser der Erkrankung, dann verhilft ein Blutbild zur Klärung. In diesem Falle sollten Sie Ihren Hausarzt konsultieren. Ist der Haarausfall hingegen auf hormonelle Störungen zurückzuführen (wie in den vorangegangenen Beispielen erläutert), dann gehört die Behandlung in die Hände eines Spezialisten, eines Dermatologen. Sehr hilfreich ist es, diesem Experten genauestens Auskunft über ähnlich geartete Fälle im familiären Umfeld zu schildern, denn der genetische Aspekt spielt nun einmal eine tragende Rolle. Seien Sie deshalb vorbereitet und notieren Sie alles, was Ihnen in diesem Zusammenhang aufgefallen ist, auf einem Merkzettel. Auch die Fotografien, die den Verlauf des Haarausfalles dokumentieren, sollten Sie nicht vergessen.

Haarausfall kündigt sich an. Erste Vorzeichen sind lichtere Stellen am Scheitel. Bereits innerhalb der Entstehungsphase sollten Sie deshalb die Augen offenhalten. Wenn Mutter und Oma darunter litten – sowieso. Im Frühstadium kann der ästhetische Makel durch einen Wirkstoff, der sich in vielen klinischen Studien überzeugend bewährt hat, bekämpft werden. Das Präparat heißt Minoxidil. Ursprünglich wurde es entwickelt, um den Blutdruck zu senken, doch rein zufällig erwies sich ein vermehrtes Haarwachstum als eine willkommene Nebenwirkung. Mit sogenannten Antiandrogenen wird zumeist ein schnell voranschreitender Haarausfall behandelt. Auch sie wirken gegen den störenden Einfluss männlicher Hormone. Anders jedoch als das Minoxidil (das auf die Kopfhaut aufgetragen wird) erzielen sie ihre Wirkung – in Tablettenform – von innen. Welches Mittel für Sie am besten geeignet ist, wird sich im Gespräch mit dem Facharzt herausstellen.

Haarausfall läutet keinen Weltuntergang ein. Dass viele Frauen darunter leiden, versteht sich wohl aber von selbst. Die Auswirkungen auf die Psyche stellen so manch eine Betroffene auf eine harte Probe. Dennoch sollten Sie die Flinte nicht vorschnell ins Korn werfen! Die Erkenntnisse, die die Wissenschaft innerhalb der vergangenen zehn Jahre gewonnen hat, machen Mut. Geben Sie also nicht auf!

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