Die Frisur - Imagefaktor Nr.1

Natürlich rote Haare

Kein anderer Farbton polarisiert so stark

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Wenn es um den Typus Frau geht, dem die Männer den Vorzug geben, dann steht die Rothaarige abgeschlagen auf dem letzten Platz einer Skala, auf der die Blonden – wen wundert’s – den Spitzenplatz einnehmen. Zumindest dann, wenn die Rede vom reinen Naturton ist. Und der ist bekanntlich etwas blasser und transluzenter als seine satten Nachbartöne, die allzu gerne mit Kastanien- oder Mahagoninuancen aus der Tube für Aufsehen sorgen. Doch jeder noch so dumme Snob weiß längst, dass die Natur – von sich aus – kaum imstande ist, eine solche Leuchtkraft zu erzeugen, und deshalb fällt ein solcher auch nicht auf diese ‚Typveränderungen‘ herein. Rot ist eben rot und so wird es auch bleiben.

Katharine Hepburn ist ein gutes Beispiel. Die Schauspielerin stand jahrzehntelang Pate für ihre Artgenossinnen und prägte – ob sie wollte oder nicht – das Image der Rothaarigen. Und Shirley MacLaine stand ihr in nichts nach. Doch die Rollen, die die beiden verkörperten, schufen gleichsam ein gewisses Klischee, welches sich in den Köpfen des anderen Geschlechts – ganz zu Unrecht, wie ich meine – verankerte und dazu beitrug, dass die wahre Rothaarige zu ihrem Leidwesen ins Hintertreffen geriet.

Nur etwa einem Prozent der weiblichen Weltbevölkerung ist es vergönnt, von Geburt an mit rotem Haar gekrönt zu sein. Und weil es eben nur jede Einhundertste ist, trifft ein Mann auch nur sehr, sehr selten auf eine solche Frau. Ist es dann aber einmal so weit, dann bleibt sie mit überhoher Wahrscheinlichkeit für alle Zeiten die einzige. Entspricht sie dann noch – was wiederum fast seltener als selten ist – dem Typus einer Katharine Hepburn aus deren Schaffensperiode, dann ist das Vorurteil in Stein gemeißelt, denn eine zweite Rote, die das Bild relativieren, zumindest aber abmildern könnte, wird diesem Mann definitiv nicht über den Weg laufen. Doch wie immer im Leben kann eine solche Begegnung auch ganz anders verlaufen.

In einer kleinen Diskussionsrunde sitzen wir beisammen. Sven ist Ende dreißig. Seine Freunde bezeichnen ihn zurecht als Parvenü, der zudem ein Faible für rothaarige Frauen aufweist. Er verlässt sich nicht auf den Zufall. Ganz gezielt begibt er sich auf die Suche und durchbricht damit das Raster der Wahrscheinlichkeit. „Ich bin von ihnen fasziniert!“ resümiert er in unserem Gespräch. „Sie stehen zu ihrem natürlichen Look und genießen es, von anderen Frauen beneidet zu werden.“ Rebecca (blondhaarig) sieht das anders: „Als Neid würde ich das nicht bezeichnen. Eher als eine Form der Anerkennung, vielleicht sogar als eine Art Wertschätzung. Immerhin gibt es ja kaum echte Rothaarige. Da wundert es doch nicht, dass wir sie wie ein kleines Weltwunder bestaunen.“ „Ob Neid oder Anerkennung ist doch eigentlich gleichgültig“, erwidert Sven, „aus beiden Einstellungen resultiert einzig und allein, dass ihr sie bewundert.“ „Moment mal!“ wendet Rebecca ein: „Neid und Bewunderung sind doch nicht ein und dasselbe. Überhaupt habe ich den Eindruck, dass du diese Frauen nur deshalb toll findest, weil du dich durch sie profilieren kannst. Schließlich haben nur die wenigsten Männer rothaarige Freundinnen.“ Sven reagiert empört: „Du spinnst doch, weil du blond bist!“ „Was soll das heißen?“ kontert Rebecca. Ich versuche zu schlichten, doch die Fronten sind verhärtet. Zu sehr polarisiert dieses Thema die Meinungen. Kurz bevor wir – recht unrühmlich – auseinandergehen, fragt Sven seine Widersacherin noch, ob sie selbst denn gerne rote Haare trüge. „Nicht einmal, um dir zu gefallen“, lautet die Antwort, die unsere Zusammenkunft beendet.

So etwas hatte ich nicht erwartet. Je länger ich aber über unsere Unterredung nachdachte, umso mehr öffnete sie mir die Augen. Sven war und ist ein rotes Tuch für Rebecca. Wohlgemerkt ein rotes. Dass er, als Frauenheld, seine Stiche setzte, ist dabei weit weniger wichtig als die Tatsache, dass es ums Rot ging, also ums vermeintlich Verbotene. Um die Rote Zora, um Pippi Langstrumpf und um Franka Potente in dem Film ‚Lola rennt‘. Alle drei verkörpern sie kleine (oder große) Revolutionäre, die um die Gerechtigkeit kämpfen. Unisono ziehen sie uns in ihren Bann. Für einen Moment wären wir gerne wie sie. Wie sie, die Tausendsassa, die fast alles irgendwie besser können als wir selbst. Und solche Sequenzen prägen uns mehr, als wir uns eingestehen mögen. Am Ende der gedanklichen Kette steht dann ein Fantasiebild, das wir niemals wieder loswerden.

Ich treffe mich mit Nicole. Sie ist eine, die es wissen muss. Ihr rotes, leicht lockiges Haar fällt fast bis auf ihre Schulter. Richtig gut sieht sie aus. „Wie sehen dich die anderen?“ frage ich sie ganz direkt. Etwas überrascht neigt sie ihren Kopf zur Seite, geradeso als wolle sie mir ausweichen. „Weißt du“, beginnt sie schließlich, „von Natur aus rothaarig zu sein, birgt Vor- und Nachteile zugleich. Auf der Grundschule haben mir die Jungen übel mitgespielt. ‚Rote Haar, Sommersprossen sind des Teufels Artgenossen‘, war noch eine eher milde Provokation. Und nicht nur einmal musste ich unsere Klassenlehrerin bitten, diese Dummköpfe zur Raison zu bringen. Später dann, als ich mein Studium begann, hatte sich das Bild gewandelt. Auf einmal gehörte ich ohne Wenn und Aber mit dazu. Und ich genoss diese Zeit. Rothaarig zu sein ist natürlich etwas Besonderes. Aber gleichzeitig heften dir die Leute auch schnell den Ruf einer ‚Ökotante‘ an. Blond und braun sind ja fast alle Frauen. Wir sind in der Minderheit und – wenn man so will – sind wir dadurch prädestiniert für ein Nischendasein – mit allen Konsequenzen. Eine davon ist die Tendenz, sich nur mit Freunden abzugeben, die sozusagen gleichgesinnt sind. Das müssen nicht unbedingt andere Rothaarige sein, denn sonst wäre ich wohl ziemlich alleine. Sehr wichtig sind mir Freunde mit Tiefgang, also solche, die der Oberflächlichkeit abgeschworen haben. Auf jeden Hype aufzuspringen, nur mit der Masse zu fließen, ist mir zuwider.“ „Was gewinnst du deiner Haarfarbe Positives ab in Bezug auf andere?“ möchte ich wissen. „Da muss ich nicht lange überlegen“, antwortet Nicole und dann sprudelt es nur so aus ihr hinaus: „Fremde treten mir gegenüber entweder reserviert auf, weil sie hinter der optischen Fassade etwas Unerwartetes vermuten – vielleicht ein Geheimnis? – oder förmlich entzückt, weil sie etwas Infantiles, etwas Süßes aus ihren Kindheitstagen wiederentdecken. Dann halte ich her für die Erinnerungen und freue mich. Denn süß zu sein ist doch ein wunderschönes Kompliment, oder?“

Pflegetipps für natur-rotes Haar
Shampoos, Masken und Spülungen für rotgefärbtes Haar sind meist gezielt darauf ausgerichtet, den künstlichen Pigmenten eine ‚lange Lebensdauer‘ zu verleihen. Besser geeignet sind Spezialshampoos aus der Apotheke. Da naturrotes Haar oftmals weicher und feiner ist als andere Haartypen, benötigt es viel Feuchtigkeit. Aufs Föhnen sollten Sie deshalb nach Möglichkeit verzichten. Eine Spülung aus Grünem Tee wirkt oftmals Wunder. Einfach drei gehäufte Teelöffel mit einem halben Liter kochenden Wassers übergießen und fünf Minuten ziehen lassen. Nach dem Abkühlen verteilen Sie die Tinktur (am besten in der Dusche) im Haar und belassen sie dort, also nicht ausspülen. An der Luft getrocknet entfaltet der Tee seine Wirkung, die noch effektiver ist, wenn Sie für die Dauer des Trocknens ein Handtuch um Ihre Haare hüllen. Einmal pro Woche sollten Sie sich eine solche Kur gönnen. Bei sehr trockenem Haar empfiehlt sich eine Anwendung mit Honig: Balsamieren Sie das Elixier großzügig ins Haar ein und lassen Sie es eine gute Viertelstunde einwirken. Danach gut ausspülen und wiederum an der Luft trocknen lassen. Auch diese Kur können Sie wöchentlich wiederholen. Als sehr hilfreich haben sich auch diverse Haar-Öle erwiesen, die nach dem Shampoonieren ins Haar massiert werden. Neben der Pflege sorgen sie gleichzeitig für einen fantastischen Glanz Ihrer Frisur.

Naturrotes Haar bleicht in der Sonne wesentlich schneller aus als andersfarbenes. Meiden Sie deshalb den direkten Sonnenkontakt oder tragen Sie beim Aufenthalt im Freien eine Kopfbedeckung. Als Alternative eignen sich Fluids und Sprays mit UV-Schutz. Erhältlich sind solche Produkte und auch die Öle bei guten Friseuren, bisweilen auch in der Apotheke.

Lesen Sie auch unseren Artikel zum Thema ‚Blonde Haare‚.

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1 Kommentar

  1. Elisabeth Vornacker

    12. September 2019 um 14:01

    Der Tipp mit dem grünen Tee ist wirklich gut. Ich habe es ausprobiert und tatsächlich fühlen sich meine Haare nun geschmeidiger an. Danke!

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