Entspannung und Geist

Der schöne Schein der Sonne

Licht ist ein Lebenselixier

Teilen Teilen Teilen Teilen Teilen

In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts erreichte der Bauboom in New York seinen Gipfel. Immer höher schossen die Wolkenkratzer in die Lüfte. Und wenn nicht die Gesetze der Statik der Gigantomanie Einhalt geboten hätten, dann wäre die Spitze des ein oder anderen Towers wohl bald jenseits des Himmels gelandet. Hochhäuser schaffen Lebensraum. Doch gleichzeitig versperren sie dem Licht der Sonne die Sicht. So war es auch damals, als sich am Big Apple die Zahl der Rachitis-Fälle geradezu dramatisch häufte. Betroffen waren vor allem Kinder aus dem sozial-schwachen Milieu, die ihre freie Zeit in den Hinterhöfen der Slums verbrachten, dort, wo das Sonnenlicht so gut wie niemals bis auf den Boden scheint.

Rachitis ist eine Vitaminmangelkrankheit. Eine indirekte sozusagen, denn die alleinige Aufnahme von Vitamin D über die Nahrung genügt nicht. Erst in Verbindung mit dem Sonnenlicht kann dieses Vitamin vom Körper verwertet werden. Wer also Tag ein, Tag aus sein Leben im dunklen Keller verbringt, dem nützt auch die ausgewogenste Ernährung rein gar nichts. Aber so dumm ist wohl niemand, und deshalb gilt die Rachitis in unseren Breitengraden längst als ausgestorben.

Mit dem Ausklang des Zeitalters der Industrialisierung haben sich die Lebensumstände und mit ihnen die Lebensgewohnheiten zusehends verändert. Kaum jemand arbeitet noch werktäglich zehn Stunden – ohne natürliches Licht – im Bergbau unter Tage und ebenso wenige Menschen sind im Hier und Jetzt noch dazu verdammt, ihr Dasein in dunklen Kellerlöchern zu fristen. Hinzu kommt ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein, was dazu geführt hat, dass wir heute viel mehr Wert auf ein ausgeglichenes Leben legen als noch zweihundert Jahre zuvor. In unserer Freizeit gehen wir Joggen oder Spazieren im Park bei hellem Licht oder legen uns zum Sonnenbaden in den Garten oder auf die Terrasse.

Licht ist ein Lebenselixier. Und Sonnenlicht noch weitaus mehr. An sonnigen Tagen prescht unser Wohlfühl-Faktor sprunghaft in die Höhe. Bereits beim Blick aus dem Fenster – gleich nach dem Aufstehen am Morgen – macht sich gute Laune breit. Schlag auf Schlag geht es weiter: Wir (und die anderen) wirken nachweislich freundlicher und tolerieren auch mal den Fehltritt eines ebenso gutgelaunten Verkehrsteilnehmers, der uns an der Einbiegung zum Kindergarten die Vorfahrt genommen hat. Woran dies liegt, ist schnell ausgemacht: Das Licht der Sonne im Speziellen und das schöne Wetter im Allgemeinen treiben unseren Hormonspiegel aufs nahezu höchste Level. Und nur die Liebe kann das noch toppen. Begeben Sie sich deshalb ins Freie, sobald auch nur ein winzig-dünner Sonnenstrahl durch die Wolken der Alltäglichkeit lugt. Und versprühen Sie Ihre Freude wie ein kleines Kind!

Der Schein der Sonne verwöhnt unseren Körper. In erster Linie ist es die Wärme, die wir geradezu anhimmeln, wenn wir aus der Kälte kommen. Grund dafür ist das Gefühl der reinsten Geborgenheit. Ebenso wie im Leib der Mutter werden wir umspült von einer Temperatur, die wir als ein pränatales Erlebnis ein Leben lang mit uns herumtragen. Und deshalb empfinden wir die Wärme – viel mehr als andere äußere Einflüsse – auch so erstrebenswert.

Mit der Zeit haben wir uns an die Kälte, die hierzulande vorherrscht, gewöhnt. Wir akzeptieren sie aber nur deshalb, weil es für uns – außer im Urlaub – keine Alternative gibt. Um den widrigen Umständen adäquat begegnen zu können, hüllen wir uns in dicke Pullover, damit wir nicht erfrieren. Der sogenannte Wohlfühl-Faktor (wenn man überhaupt davon reden kann) wird also künstlich erzeugt. Im Grunde unseres Herzens wünschen wir uns nichts sehnlicher als einen sonnigen Tag am Strand, den wir völlig unbeschwert, fast ohne Bekleidung genießen können.

Antwort hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.