Entspannung und Geist

Thalasso – der Zauber des Meeres

Therapien für Körper, Geist und Seele

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Es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht so ohne weiteres in Worte fassen. Man muss sie erfahren, um ihren Wert für sich selbst beurteilen zu können.

Auf die Frage, was es denn mit dem Begriff ‚Thalasso‘ auf sich habe, konnte ich einer unserer Leserinnen nur ganz vage eine Auskunft erteilen, weil ich – bis dahin – nur wenig zu diesem Thema gelesen, geschweige denn erlebt hatte. Dass es etwas mit dem Meer zu tun hat, war mir bekannt. Doch was genau, ließ mich im Dunkeln tappen. Die Neugierde war es schließlich, die mich antrieb, es selbst zu erfahren. Thalasso – hautnah. Ja, so könnte man mein Motto formulieren, das mich in den Norden trieb.

Eine der ersten Adressen ist das Badehaus auf Norderney. Schon die Philosophie hat es in sich: „Von der Tradition geleitet und von dem Lebensstil unserer heutigen Zeit inspiriert, schenken wir Ihnen Leben aus dem Meer im größten Thalasso-Haus Deutschlands…“ heißt es im Info-Flyer. Die Anreise mit dem IC (von Koblenz kommend über Düsseldorf) dauert nur ein paar Stunden. Direkter Halt ist das Hafenbecken in Norddeich Mole. Von dort aus geht es mit der Fähre hinüber zur Insel. Fahrtzeit zirka 45 Minuten. Weiter mit dem Bus zum Hotel ‚Pique‘, einem 4-Sterne-Refugium für Anspruchsvolle.

Nur einen Katzensprung entfernt liegt das besagte Badehaus, bequem zu Fuß zu erreichen. Gesäumt von einem Säulengang, der den Eingang stilvoll umrahmt, gelange ich ins Innere. Umkleide, Dusche, fertig. Voller Vorfreude begebe ich mich ins Bad und bin überwältigt. Vor mir liegt ein Swimmingpool aus dunkelgrauem Granit, sanft eingelassen in die Tiefe einer opulenten Halle, die auf mich wie ein wahres Märchen wirkt. Weit hinten sprudelt das Wasser und kräuselt sich, geradeso wie eine feine Brandung, die an das ruhige Meer zwischen den Gezeiten erinnert. Neugierig tauche ich ein. Ich schmecke das Salz, das klar ist und frisch. Wie ein Aroma umperlt es mich voller Lust und lässt mich nicht mehr los. Ruhig ziehe ich meine Bahnen.

Nun ist es zwölf Uhr. Ich werde bereits erwartet. Jenseits einer Empore, die den Pool ein Stockwerk höher wie eine Reling umsäumt, befinden sich – gegenüber der sogenannten Feuerebene mit Saunen und Dampfbad – zahlreiche Kabinen, in denen die Thalasso-Therapien ihre Anwendung erfahren. Eine von ihnen ist die meine. Eine freundliche Dame führt mich hinein. Auf einer klotzigen Kiste, die zuoberst mit einem Leinentuch bespannt ist, das durch eine Folie kaschiert ist, mache ich’s mir bequem. „Vorsicht, jetzt wird’s heiß!“ warnt sie mich, als sie den Original-Norderneyer-Schlick auf meinem Rücken schichtet. Dann kommen die Beine dran und der Bauch. Nur das Gesicht bleibt verschont. Dann wird die Folie über mir zusammengefaltet.

Auf Knopfdruck werde ich innerhalb der Kiste hinabgefahren. Es wird noch ein wenig wärmer, denn das Leinentuch senkt sich in ein wohliges Wasserbad, das mich zuunterst komplett umgibt. Als die Dame den Raum verlassen hat, nicke ich mit meinem Kopf nach hinten. Sogleich beginnt das Wasser, in dem ich als schwebendes Bündel wie Treibgut schwimme, hin und her zu wabern. Kurz darauf schlafe ich ein.

Zögernd klopft es an der Tür. Trunken vor Entspannung erhebe ich mich. Der seichte Schwall der Dusche spült den Wohlklang ins Nichts. „In dreißig Minuten sehen wir uns bei der Massage“, verweist die zuvorkommende Therapeutin auf meinen nächsten Termin. Eine halbe Stunde ruhe ich auf einer der Liegen in der Lounge. Mir ist warm, und ich fühle mich leicht und schwer zugleich. Ein kaltes, sprudelndes Mineralwasser stillt meinen Durst. Wie in Trance schleiche ich schließlich zum Treffpunkt.

Wohlig warme Hände reiben meinen Körper splitternackt mit Lavendelöl ein. Umsichtig tasten sie sich vor. Zuerst am Rücken, dann an den Beinen, doch zuvor noch an den Füßen. Ich genieße es und lasse mich fallen. „Was bedeutet Thalasso?“ frage ich in einer Atempause die, die es wissen muss. Ohne zu zögern antwortet die Gefragte: „ Thalasso ist Norderney. Thalasso ist alles, was Sie hier erleben. Der Wind, der zumeist von Norden bläst, ist frei von Pollen und Schadstoffen, weil er vom Meer her weht. Ganz selten vom Festland. Und der Wind hat das Meer in sich aufgesogen. Durch ihn gelangen die heilsamen Substanzen, vor allem das reine Salz, in die Lungen derjenigen, die auf den Uferpromenaden flanieren. Atmen Sie’s doch mal ein, dann wissen Sie, was ich meine. Reizklima an der Nordsee hin oder her –, wer’s nicht verträgt, für den ist Thalasso ohnehin kein Zauberwort. Aber diejenigen, die auf das Klima hier schwören, weil es ihnen hilft, besser durchatmen zu können und sich freier zu fühlen, denen begegnen wir hier jedes Jahr aufs Neue.

Die Anwendungen, besonders mit Schlick, tragen ein Übriges dazu beim aber auch der bloße Kontakt mit dem Meerwasser bewirkt bei manch einem wahre Wunder, gerade, wenn es um Neurodermitis, Psoriasis oder anderen Hauterkrankungen geht.“ „Ist Thalasso ein Allheilmittel?“ frage ich nach. „Ja, ganz gewiss“, lautet die Antwort. „Doch das, was wir hier und heute anbieten, war bereits vor zweihundert Jahren, als die Insel noch den Wohlhabenden, vor allem dem Adel vorbehalten war, schon gang und gäbe. Nur damals hatten die Anwendungen und das besondere Klima, das die Insel umgibt, noch keinen wohlklingenden Namen. Norderney war schlichtweg das Zentrum eines gewissen Gesundbrunnens. Heute ist das anders. Die moderne Zeit verlangt nach Superlativen. Eben nach Thalasso.“

Am nächsten Morgen geleitet mich die Fähre aufs Festland. Keine Hektik. Ganz entspannt. Tief in mir verspüre ich eine ruhende Gelassenheit.

http://www.badehaus-norderney.de

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