Frauengespräche

Babyblues und Heultage

Freud oder Leid?

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Eine Geburt ist immer etwas Schönes. Das Kind, nach neun Monaten im Bauch, endlich in den Händen zu halten, ist die Erfüllung einer ganz besonderen Erfahrung.

Eine Erfahrung, die so intensiv ist – sowohl körperlich als auch psychisch –, dass sie einen an die persönlichen Grenzen bringt. Jedoch weicht nicht nur die Geburt selbst von den rosigen Vorstellungen ab, die einem in Filmen präsentiert wird. Denn welche Frau hält schon nach fünf Minuten Aufenthalt im Kreissaal und zweimal Pressen das Kind frisch gewaschen und fix und fertig in ihren Händen? Auch die unmittelbare Zeit nach dem freudigen Ereignis ist geprägt von mehr Unsicherheit als Stabilität. Nach dem Hormonhoch in der Schwangerschaft, folgt der tiefe Fall. Dieser extrem starke Abfall der Hormone Östrogen und Progesteron führt bei bis zu 50 – 80% der Mütter zu einem kurzzeitigen Stimmungstief. Das seelische Gleichgewicht der frischgebackenen Mama gerät aus den Fugen. Die Folgen sind ausgedehnte Heultage und das Gefühl, mit der neuen Situation überfordert zu sein.

Während der Schwangerschaft sind der Östrogen- und der Progesteronspiegel sehr hoch. Nach der Geburt und der Abgabe der Plazenta fallen diese Spiegel sehr schnell wieder ab. Vor allem das Östrogen wirkt im Gehirn an verschiedenen Stellen, unter anderem stabilisiert es die Stimmung und wirkt so Depressionen und Psychosen entgegen. Betroffene Mütter neigen in der Zeit des Baby-Blues daher zu Stimmungsschwankungen, sind traurig, erschöpft und müde. Zusätzlich erhöht sich ihre Sensibilität und Empfindsamkeit. Oft brechen die Mütter zirka drei bis fünf Tage nach der Geburt ohne ersichtlichen Grund in Tränen aus. Zum Glück verschwinden diese Symptome in der Regel nach ein paar Tagen wieder von ganz allein. Der Baby-Blues ist Teil des normalen Umstellungsprozesses und wichtig für die Ausbildung der Mutter-Kind-Bindung.

Bei Männern macht sich der Baby-Blues meist anders bemerkbar: Schlafentzug und ein veränderter Hormonspiegel bei den Vätern nach der Geburt schlagen sich bei zirka sechs bis acht Prozent der Männer auf den Gemütszustand nieder. Der Testosteronspiegel sinkt, während der Östrogenspiegel steigt. Während die Mütter über Erschöpfung klagen, äußert sich der Baby-Blues bei Vätern eher in Aggressivität und Gewaltausbrüchen. Wichtig ist auch hier eine Bezugsperson, mit der die betroffenen Männer ganz offen über das Thema reden können. Dann steht der unwiederbringlichen Zeit mit dem kleinen Sonnenschein nichts mehr im Wege.

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