Frauengespräche

Moments of Love 4

Ein fremdes Empfinden

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Unsere erste gemeinsame Nacht riss mich aus allen Träumen. Als ich eben aus dem Badezimmer kam und die innigste aller Umarmungen erwartete, schlug er mir mit der flachen Hand auf den Po!

Es tat richtig weh, und fast hätte ich ihn geohrfeigt, doch im selben Augenblick fühlte ich ein unbekanntes Gefühl in mir aufsteigen. Als er endlich eingeschlafen war, verließ ich sein Haus und löschte seine Telefonnummer aus meinem Handy. „Ich will das nicht!“ sprach ich zu mir selbst, als ich im Auto saß und brauste davon.

Am Morgen danach hatte ich schlechte Laune. Als meine kleine Tochter in der Dusche stand und zu pinkeln begann, herrschte ich sie an: „Das schickt sich nicht! Wenn du Pippi musst, dann geh‘ gefälligst auf die Toilette.“ Es begann eine kleine Diskussion über das, was sie als praktisch empfand und dem, was für mich nichts anderes ist als ein zu akzeptierendes Hygieneverhalten. Unsere Auseinandersetzung endete unentschieden.

„So kenne ich ihn gar nicht“, sagte Patricia, meine beste Freundin, nachdem ich ihr von der verkorksten Nacht erzählt hatte. „Aber dass du deshalb gleich die Flinte ins Korn wirfst, das hätte ich nicht erwartet. Schließlich fandst du ihn doch so toll.“ „Ja, schon“, entgegnete ich, „aber er kann doch nicht machen, was er will. Ich bin nicht seine Maîtresse!“

Der darauffolgende Abend verlief ruhig. Ganz nach meinem Empfinden. Ich lag auf dem Sofa und starrte an die Decke. Norman, so hieß mein taktloser Freund, war in der Tat ein toller Kerl. Mit Sophie, meiner kleinen Tochter, verstand er sich blendend und auch mir gefiel er über alle Maßen. Dass er mich indes im Bett als Freiwild betrachtete, das konnte ich – bei aller Liebe – nicht verwinden. So etwas entsprach ganz einfach nicht meinem Naturell.

Zwei Tage später rief er mich an: „Es tut mir leid“, stammelte er, und fast erweckte seine Stimmlage in mir einen Anflug des Bedauerns. Doch ich blieb hart: „Das nützt jetzt auch nichts mehr“, erwiderte ich und beendete das Telefonat.

Es war Anfang Juni, als ich mit Sophie unseren Sommerurlaub antrat. Bereits Wochen vorher hatten wir uns unbändig auf diese Ferien gefreut. Vierzehn Tage Zweisamkeit auf einer kleinen Insel im Pazifik. Einfach mal so richtig ausspannen und die Seele baumeln lassen, vor allem aber viel Zeit miteinander zu verbringen, das war unser Ansinnen. Tagsüber lagen wir am Swimmingpool, und meine Tochter, die bereits schwimmen konnte, vergnügte sich im Wasser. Bekanntschaften wurden schnell geschlossen, so dass ich alle Zeit der Welt hatte, auch mal alleine an die Strandbude zu gehen, um einen Espresso zu trinken.

Unter den Strohmatten, die das Dach der Bude bedeckten, um den Einfall des heißen Sonnenlichts zu mildern, lernte ich Konstantin kennen, einen Hamburger Rechtsanwalt, der mir auf Anhieb sympathisch war. Das eine ergab das andere und so flirteten wir wie unmündige Teenager, die den Lauf der Zeit aus ihren Gedanken verbannten, um zurückzufinden. Vielleicht aber auch, um zwei Wochen lang noch einmal von vorne zu beginnen, wissend, dass dieses Intermezzo recht schnell ein jähes Ende finden würde.

In trauter Dreisamkeit verbrachten wir unsere Tage, doch die Abende gehörten nur Konstantin und mir. Stundenlang parlierten wir über Gott und die Welt und kamen uns näher und näher. Wir hielten Händchen und küssten uns voller Leidenschaft. Im Verlaufe dieser Begegnungen schmiedeten wir einen geheimen Plan: In der Nacht des letzten gemeinsamen Tages würden wir miteinander schlafen. Und der Ausgang eben dieser Nacht sollte darüber entscheiden, ob wir uns wiedersehen.

Mein Herz klopfte bis zum Hals, als ich ihn kommen sah. Wie ein Einbrecher schlich er über die Wiese, entlang der Sonnenliegen, die dort in Reih und Glied aufgestellt waren. Sophie schlief tief und fest im Nebenzimmer. Nur ein weißes Negligée verhüllte meinen Körper, der nackt war. Sein T-Shirt streifte er ab, sein Short fiel zu Boden. Ich kniete nieder und wärmte ihn, bis er meinen Namen stammelte. Willfährig legte ich mich aufs Bett und kehrte ihm meinen Popo zu. Erst war es nur ein Klaps, der mich erröten ließ. Sogleich ein fester Schlag, den meine Begierde wie eine Strafe in sich aufsog. Als er endlich in mich eindrang, schob ich mich ihm entgegen und liebte ihn voller Leidenschaft, wie niemals einen Mann zuvor.

Entgegen unserer Abmachung begegneten wir uns bis heute nicht mehr. Doch eines schönen Tages, da bin ich mir ganz sicher, wird er mir irgendwo auf dieser Welt noch einmal über den Weg laufen.

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