Frauengespräche

Was uns gefällt

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Der Begriff Schönheit ist nicht einfach zu definieren, hängt er doch vor allem von unserem subjektiven Empfinden ab –, mit der Betonung auf ‚unserem‘. Ginge es lediglich um das Urteil, das ein einzelner fällt und wären nur zwei Dinge miteinander zu vergleichen, dann wäre die Schönheit schnell erklärt: ‚Dieses Auto gefällt mir und jenes nicht‘. Doch wie so oft im Leben gibt es da ein Problem, denn zum einen gibt es ziemlich viele Autos und zum anderen noch viel, viel mehr Menschen, die es sich erlauben, Urteile zu fällen.

Vom Wesen der Form. Die Form ist es, die allem einen Rahmen verleiht, sie stellt etwas als Ganzes dar. Doch dieses Ganze besteht oftmals aus vielen kleinen Teilen, die zusammengesetzt das Ganze ergeben. Schauen wir uns eine Blume an, die im Wesentlichen aus Stängel, Blättern, Blütenblättern und Blüten besteht, dann sehen wir dieses Objekt als Ganzes an und fällen dann unser Urteil. Natürlich sind auch die Formen der Einzelteile von Belang, aber erst nachrangig, denn der erste Blick ist entscheidend und dieser wird durch die Form geprägt.

Reduzieren wir die Form auf ein Minimum, so gelangen wir zu den einfachsten Formen, die wir kennen: Kreis, Quadrat und Dreieck. Beziehen wir nun die Schönheit des Objektes mit ein, so ergibt sich – hinsichtlich unseres Empfindens – eine klare Rangordnung: Der Kreis wird als schönstes der drei Formen angesehen, danach folgen Quadrat und Dreieck in dieser Reihenfolge.

Woran das liegt, ist schnell erläutert. Die Form des Kreises wird von uns Menschen als überaus sympathisch empfunden. Ein Objekt ohne Ecken und Kanten, ein Wohlfühlobjekt, das gut in der Hand liegt und Harmonie verströmt. Überdies herrscht eine Parallele zu uns selbst, die wir auch alles andere als eckig sind. Spitzen bedeuten Gefahr, an Speerspitzen kann man sich verletzen, an Tischecken kann man sich stoßen. Das Unterbewusstsein steuert unser Empfinden über einen Automatismus, der darauf abzielt, uns selbst zu erhalten.

Vom Wesen der Farbe. Ähnlich verhält es sich mit der Farbe, nur in weitaus abgeschwächter Ausprägung. Wenn uns die Form missfällt, vermag es auch die Farbe nicht, unser Urteil zu ändern. Und auch bei den Farben lässt sich eine Art Ranking aufstellen. In der westlichen Welt gelten weiß und Pastelltöne aller Farbvarianten als chic, knallige Farben werden nur akzentuiert akzeptiert. Das soll nicht heißen, dass ein totschickes, rotes Kleid auf Ablehnung stößt, – nur jeden Tag wird man es wohl nicht anziehen. Einen Sonderstatus nimmt die Farbe Schwarz ein. Eigentlich gilt das Schwarz, physikalisch gesehen, nicht als Farbe, sondern als eine Art Urzustand unserer Welt ohne die Sonne, denn ohne Licht gäbe es keine Farben. Schwarz als Farbe unserer Bekleidung folgt im Wesentlichen einem sogenannten Dresscode. Die Anzüge der Geschäftsfrauen und -männer sind aus Gründen der Einheitlichkeit und der Zusammengehörigkeit nun mal schwarz, seltener grau oder braun.

Die Farben hängen darüber hinaus eng mit den Kulturkreisen zusammen, aber auch mit zeitlichen Strömungen und gesellschaftlichen Hierarchien. Noch vor zweihundert Jahren war es einem einfachen Landarbeiter strikt untersagt, sich farbenfroh zu kleiden, – ohnehin hätte sein kläglicher Lohn nicht ausgereicht, sich teure, farbige Stoffe zu leisten. Dieses Privileg war lediglich den Oberen reserviert.

In den 1970-er-Jahren erlebte die Farbe Orange einen wahren Boom. Ob Wasserkocher, Kaffeemaschinen oder Tapeten –, Orange war das Zeichen der Moderne. Keine zehn Jahre später ebbte dieser Trend wieder ab, und schnell war alles beim Alten.

Im asiatischen Teil der Türkei und weiter nach Osten nutzen die Bewohner der ländlichen Regionen auffällige Kleidungsfarben, um sich – als Individuum – von der bisweilen kargen Landschaft abzuheben. Ein Leuchtpunkt im Braun-in-Braun, der Akzente setzt.

Vom Wesen der Schönheit. Was wir als schön empfinden, folgt im Grunde genommen einigen wenigen Gesetzmäßigkeiten. Obgleich dieser Begriff etwas gestelzt wirken mag, trifft er den Kern der Schönheit schon ganz gut. Die Schönheit des Menschen ist wie ein Sender, der fortwährend Signale ausstrahlt. Die Empfänger der Schönheit – jeder einzelne von uns – fällen ihr Urteil über das, was gesendet wird. Es ist ein fortlaufender Prozess, der niemals enden wird. Wenn keine Schönheit ausgesendet wird, wird auch keine empfangen. Das eine bedingt das andere. Doch wer bestimmt nun, was schön ist und was nicht?

Von Schönheit und Vererbung. Kehren wir zurück zum Ursprung. Das Aussehen eines Menschen wird ausschließlich durch die Genetik bestimmt. Meist sieht ein Kind einem Elternteil ähnlich, manchmal auch beiden. Besonders bei einzelnen Gesichts-, aber auch Körperteilen wird dies deutlich. ‚Er/sie hat deine Augen‘ entspringt dieser Tatsache.

Es kommt aber auch vor, dass ein Kind – selbst mit der größten Phantasie betrachtet – keinem der beiden Elternteile ähnelt, – dann ist die Vermengung der beiden genetischen Vorgaben derart perfekt, dass der Nachwuchs eine komplette Mixtur darstellt. Aus der kleinen Nase der Mutter und der großen des Vaters (zum Beispiel) wird dann eine mittelgroße, die an keinen der beiden erinnert.

Darüber hinaus gibt es sogenannte Dominanzen: Wenn beide Elternteile dunkle Augen oder Haare haben, tendiert die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind blaue Augen oder blonde Haare haben wird, gegen null. Es gibt Ausnahmen, diese sind jedoch äußerst selten. Ebenso verhält es sich mit dem Aussehen in Bezug auf die Schönheit. Wenn Vater und Mutter hübsch sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass aus dem Sprössling ein Schönling wird, riesengroß. Doch auch in diesem Punkt herrschen mitunter Ausnahmen.

Vom Empfinden der Schönheit. Im Wesentlichen ist der Begriff Schönheit mit dem Begriff ‚Gefallen‘ gleichzusetzen. Was wir als schön empfinden, gefällt uns, und was uns gefällt, möchten wir besitzen. Mehr noch: Wir setzen alles daran, uns das Schöne einzuverleiben, um es ganz allein zu besitzen. Dieses ‚Einverleiben‘ – beziehen wir es mal einzig auf uns selbst, den Menschen –, dieses Einverleiben kann geradezu wörtlich genommen werden, denn am liebsten würden wir den Menschen, den wir lieben, auffressen, damit ihn kein anderer bekommt. Die Redensart ‚ich habe dich zum Fressen gerne‘ beschreibt diese Tatsache, doch auch das vermeintlich spielerische Beißen des anderen ist lediglich eine Vorstufe des Wunsches, sich den anderen einzuverleiben.

Das Schöne und mit ihm die Schönheit ist für uns Menschen nicht relativ. Das Empfinden der Schönheit ist angeboren. Zwar kann es durch Umwelteinflüsse reguliert werden, das Empfinden an sich ist aber vorgegeben. Im Rahmen einer amerikanischen Studie wurden Neugeborenen Fotografien menschlicher Gesichter gezeigt. Vermeintlich hübsche und nicht so hübsche. Gemessen wurde die Betrachtungsdauer der einzelnen Bilder, die immer paarweise auf einem Bildschirm erschienen. Das Ergebnis zeigt mit aller Deutlichkeit, dass hübsche Gesichter wesentlich länger betrachtet wurden. Nun ist das Ergebnis beileibe keine unumstößliche Tatsache, die man als eine Art Gesetzmäßigkeit zugrunde legen könnte, dennoch fundamentiert es eine gewisse Tendenz.

Ein weiterer Aspekt in Bezug auf die Schönheit, den Wissenschaftler untersucht haben, ist die Symmetrie der beiden Gesichtshälften. Teilt man das Gesicht genau in der Mitte, von oben nach unten, ergeben sich zwei Hälften, eine rechte und eine linke. Bei den meisten von uns sehen diese beiden Hälften unterschiedlich aus. Dies ist auch der Grund dafür, dass wir uns im Spiegel anders sehen als auf Fotografien. Die Wissenschaftler behaupten nun, dass das Empfinden der Schönheit eines Gesichtes umso höher ist, je symmetrischer die beiden Gesichtshälften geartet sind –, Schönheit an sich natürlich vorausgesetzt.

Wie auch immer man die Ergebnisse der beiden Studien auslegt, bleibt selbstverständlich jedem selbst überlassen. Bemerkenswert ist jedoch, dass überhaupt solche Untersuchungen durchgeführt werden, zeigt dies doch, dass wir Menschen von der Neugierde getrieben sind, Antworten zu erfahren, die uns Aufschluss darüber geben, warum alles so ist, wie es ist. In Vergessenheit gerät dabei bisweilen, dass die Schönheit eines Menschen nur ein Teil dessen ist, was den Menschen als Individuum, als Persönlichkeit und als Freund und Partner ausmacht. Denken Sie mal darüber nach.

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