Haarfibel

Haarbruch – der Anfang vom Ende?

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Lassen Sie mich mit einer guten Nachricht beginnen, um den dramatischen Klang der Überschrift ein wenig abzumildern: Haarbruch ist keine Krankheit im eigentlichen Sinne. Vielmehr handelt es sich bei dieser Anomalie um einen Zustand unserer Haare, den wir in den meisten Fällen selbst zu verantworten haben. Da unsere Haare aber immer wieder nachwachsen (die zweite gute Nachricht), sollten wir die alten Zöpfe einfach abschneiden und noch einmal ganz von vorne anfangen – diesmal aber richtig.

So schön sie sich auch anfühlen mögen – unsere Haare sind leblose kleine Stränge, die einer Haarwurzel entspringen, deren Talgdrüsen sie mit Nähstoffen versorgen. Sie sind fragil wie ein rohes Ei und so empfindlich wie die Haut unseres Gesichtes. Anders aber als ebendiese Haut, die sich ständig erneuert, sind unsere Haare auf Gedeih und Verderb sich selbst überlassen, denn eine zweite Chance ist ihnen verwehrt. Einmal geschädigt, ist der Anfang vom Ende eingeläutet.

Es geht ganz schnell: Wer seine Haare nach dem Waschen intensiv trockenrubbelt anstatt sie mit dem Handtuch trocken zu tupfen, der begeht bereits den ersten Fehler, da die Haare unmittelbar nach dem Verlassen der Dusche durch das warme Wasser ein wenig aufgequollen und deshalb besonders empfindlich sind.

  • im nassen Zustand zu bürsten ist ein No-Go
  • Bürsten mit Metallborsten oder Kämme aus Metall sind für die Haarpflege ungeeignet, auch die meisten aus Kunststoff

Beide Varianten sind viel zu grob und zu hart, als dass sie sanft durch unsere Haare gleiten könnten. Vor allem dann, wenn Sie mit einem leichten Schwung von oben nach unten kämmen oder bürsten. Besser geeignet sind weiche Naturhaarbürsten, da sie die Struktur der Haare nicht verletzen – ergänzend dazu ein grobzinkiger Kamm aus Holz mit abgerundeten Kanten.

Ist nun ein Haar erst einmal beschädigt, dann ist die Schuppenschicht, die es ummantelt, ganz fein aufgerissen. Hilfe von innen können Sie nicht erwarten, denn jedes Haar, das die Kopfhaut verlassen hat, ist nur noch eine Art Anhängsel derer selbst.

Nun geschieht Folgendes: Nach und nach zerfällt das geschädigte Haar in seine einzelnen Bestandteile. Erst bricht es, einzelne Fasern stehen kreuz und quer, was dazu führt, dass die Frisur ‚strubbelig‘ aussieht. Später dann ‚frisst‘ sich der Haarbruch immer weiter nach oben, da die zerstörte, geöffnete Haarstruktur einen idealen Nährboden für alle möglichen Schadstoffe bildet. Das können Autoabgase, der Dunst beim Kochen, Staubeinwirkungen aber auch Reste nicht gänzlich ausgespülter Styling-Produkte sein. All diese Fremdkörper lagern sich liebend gerne in den geschädigten Haaren an und treiben dort ihr Unwesen.

  • statische Aufladungen mögen unsere Haare so ganz und gar nicht

Sie kennen diesen Effekt? Erst knistert es ein wenig in den Haaren und sogleich fühlen sie sich geradezu magisch angezogen vom synthetischen Pulli, dem ach so schicken Kopfkissen aus Polyester oder dem Baseball-Cap, das auch nur aus Kunststoff ist.

  • der Kontakt mit synthetischen Stoffen kann unsere Haare schädigen

Mechanische Reize bilden ein weiteres Problemfeld: Beim Hineinschlüpfen in den Lieblings-Sweater verhaken sich die Haare in dessen Reißverschluss. Und schon ist es geschehen. Die betroffenen Haare können Sie getrost vergessen, denn einmal angerissen sind sie über kurz oder lang dem Ausfallen geweiht.

  • trockene Haare sind besonders anfällig für Haarbruch

Weil es ihnen an Geschmeidigkeit mangelt, neigen sie partout dazu, vorschnell zu brechen. Abhilfe schaffen können professionelle Pflege-Produkte vom Friseur, die das Haar nicht nur mit der dringend benötigten Feuchtigkeit versorgen, sondern auch dazu beitragen, trockenen Haaren zu mehr Flexibilität zu verhelfen.

  • häufiges Colorieren schädigt unsere Haare

Was sich so vorwurfsvoll anhört, ist leider eine Tatsache. Doch wer ist schon bereit, auf das Haarefärben zu verzichten, um der Schädigung seiner Haare vorzubeugen? Wohl kaum einer. Deshalb gilt es einzig und allein, die durch das Colorieren geschädigten Haare so optimal zu pflegen, dass deren aufgeraute Struktur blitzschnell wieder so glatt wird wie vor dem Färben, denn das ist die Voraussetzung dafür, einen drohenden Haarbruch zu verhindern.

Die auf dem Markt befindlichen Hair-Repair-Produkte streben allesamt ein Ziel an: Die durch das Colorieren geschädigte Schuppenschicht – sagen wir es wortgetreu – zu reparieren. Manch ein Hersteller nennt dieses Prozedere auch ‚kitten‘, meint aber dasselbe.

Ganz ohne chemische Hilfsmittel ist dies jedoch kaum möglich, zumindest dann nicht, wenn Sie auf herkömmliche Produkte vertrauen. Vor allem sind es Keratine und Ceramide, die in Shampoos, Spülungen und Kuren enthalten sind. Hinzu kommen die Silikone, die ebenfalls glättend wirken und zudem einen tollen Glanz erzeugen. Allesamt sind sie synthetischen Ursprungs, also künstlich erzeugt, in Bezug auf unsere Gesundheit jedoch unbedenklich. Dies gilt auch für zwei weitere Inhaltstoffe, die feuchtigkeitsspendende und -bindende Eigenschaften besitzen: das Glycerin und das Panthenol. Der erstgenannte reduziert überdies die statische Aufladung der Haare.

Nun sind chemisch erzeugte Inhaltstoffe nicht jedermanns Sache. Zwar beißt sich in diesem Zusammenhang die Katze in den Schwanz, weil erst die Coloration der Haare mittels chemischer Substanzen dazu beigetragen hat, den Haarbruch zu forcieren –, aber was tut man nicht alles, um den ökologischen Schein zu wahren? Wie auch immer Sie darüber denken, ist Ihre Sache.

Im Einklang mit der Natur – also ganz ohne Chemie – kommt knapp ein halbes Dutzend alternativer Ingredienzen daher, die sozusagen unser schlechtes Gewissen ein wenig beruhigen. Enthalten sind sie fast ausnahmslos in den Produkten nicht ganz so bekannter Hersteller. Auch müssen Sie dafür etwas tiefer in die Tasche greifen. Besonders populär sind die Shea-Butter und das Jojoba-Öl. Das Weizenprotein verschafft feinen Haaren zusätzlich mehr Griffigkeit, wirkt also strukturaufbauend. Als Kur leistet das Macadamia-Öl gute Dienste; in dieselbe Bresche schlägt das Mandel-Öl, das – anders als viele andere Öle – die Haare nur minimal beschwert. Pflegend wirken alle fünf Alternativen.

Nun liegt es allein an Ihnen, den Haarbruch in seine Schranken zu weisen. Ob Sie dabei auf Chemie setzen oder deren natürliche Pendants bevorzugen, bleibt Ihnen überlassen.

Lesen Sie ergänzend zu diesem Artikel auch unseren Beitrag ‚Kampf dem Spliss!‘

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