Haarfibel

Silikone in Haarshampoos

Ein notwendiges Übel?

Teilen Teilen Teilen Teilen Teilen

Nun sind schon dreißig Jahre vergangen, seit die Kosmetikindustrie das Zaubermittel Silikon für ihre Zwecke entdeckt hat. Besonders bei den Haarshampoos machte der flüssige Kunststoff Furore, verwandelt er doch quasi in Nullkommanix jedes noch so struppige Haar in ein seidig-glänzendes. Kein Wunder, sagen die Experten und fügen noch hinzu, dass die sogenannten Polymere, die heute in fast allen Shampoos enthalten sind, wie kein anderer Zusatzstoff eine kleine Revolution entfacht haben.

Äußere Einflüsse wie eine intensive Sonnenbestrahlung, häufiges Colorieren oder Tönen, zu rabiates Rubbeln mit dem Handtuch nach dem Haarewaschen, zu heißes Föhnen oder Glätten, aber auch eine unausgewogene Ernährung tragen dazu bei, dass sich die Schuppenschicht der Haare vorschnell vom Haar löst. Dazu ist es wichtig, zu wissen, dass ein einzelnes Haar in Bezug auf seine Struktur einem Tannenzapfen ähnelt. Ein gesunder Zapfen weist eine recht glatte Struktur auf. Die einzelnen Schuppen des Zapfens liegen eng aneinander und erinnern mit etwas Fantasie an die Schuppenschicht einer Schlangenhaut. Bei einem älteren Tannenzapfen, der abgestorben auf dem Waldboden liegt, stehen die Lamellen deutlich ab, die einstig geschlossene Schuppenschicht hat sich weit geöffnet.

Ebenso verhält es sich mit unseren Haaren. Steht die Schuppenschicht erst einmal ab, sind Hopfen und Malz verloren. Jedes einzelne Haar ist dann so mausetot wie der hinabgefallene Tannenzapfen. Mehr noch: Durch das Abstehen der Haarschuppen wirkt das Haar stumpf, da sich die Strahlen des Lichtes unendlich oft an ihm brechen – ganz anders als an einer glatten Oberfläche, an der es fein reflektiert wird. Auf diese Weise entsteht ein Eindruck, der einfach nur unschön aussieht: Die Haare erscheinen mattiert und glanzlos, oftmals auch struppig.

„Kein Problem!“ kontern die Chemiker und bringen das Silikon ins Spiel. In der Tat gelingt es ihnen, wie von Geisterhand, einen neuen Glanz ins Haar zu zaubern. Einen Glanz, von dem wir Frauen träumen.

Die Methodik, mittels derer das Silikon unseren Haaren den ersehnten, ganz natürlichen Touch verleiht, ist denkbar simpel: Das Zaubermittel umspielt jedes einzelne Haar beim Waschen wie ein ganz seichter Klebstoff. Es kittet die Schuppenschicht und glättet sie wieder. Wenn man so will, wird das Haar durch das Silikon zu neuem Leben erweckt – doch nur scheinbar. Doch wen kümmert’s? Hauptsache Geschmeidigkeit und ganz viel Glanz!

Was nun geschieht läutet die Schattenseite des Silikons in Haarshampoos ein. Weil dieser Stoff extrem wasserabweisend ist, raubt er durch die klebstoffartige Umhüllung der Haare, aber auch durch jene der Kopfhaut, beiden gleichermaßen die nutritive Basis. Will heißen: Sowohl die Haare als auch die Kopfhaut sind fortan außerstande, dringend benötigte Nähstoffe, vor allem Feuchtigkeit und viele andere wasserlösliche Substanzen in Haar und Kopfhaut zu transportieren. Und genau da beginnt der Teufelskreis.

Ich will das Silikon nicht partout – bleiben wir bei der Wortwahl – verteufeln, gleichwohl steht dieser Inhaltstoff der Shampoos auch in punkto Umweltbelastung in der Kritik. Was mich zum Nachdenken angeregt hat, ist etwas anderes. Wenn doch seit Anbeginn der 1990-er-Jahre in fast jedem Haarshampoo Silikon enthalten ist, dann hat sich folglich fast jede Frau mit einem dieser Shampoos die Haare gewaschen – und das jahrelang. Ergo müssten dann doch fast sämtliche Frauen unserer Republik darunter leiden, dass das Silikon ihren Haaren einen gravierenden Schaden zugefügt hat. Dem ist aber nicht so, denn nach wie vor laufen mir tagtäglich vielen Frauen über den Weg, deren Haare – auch unter dem Mikroskop betrachtet – keinerlei Schäden aufweisen. Ist die Diskussion ‚Silikon im Haarshampoo‘ – pro und kontra – deshalb etwas überspitzt? Was meinen Sie?

Ob Ihr Shampoo Silikone enthält, können Sie der Liste der Inhaltstoffe entnehmen, zumeist weisen die Bezeichnungen jedoch nicht unmittelbar auf Silikone hin. Zwei andere Bezeichnungen sind: Polysiloxane und Cyclomethione (Cyclotetrasiloxane (D4), Cyclopentasiloxane (D5) und Cyclohexasiloxane (D6)

Antwort hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.