Styling, Care & Co.

Der Lolita-Look

Die heimlichen Stars auf der Bühne

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Das ist doch mal etwas anderes, denn Coolness und Eleganz haben hier nichts zu suchen!

Viel mehr drängt sich der Ursprung, oder besser, der erweiterte Ursprung ins Blickfeld des Betrachters. Ja, so hat alles einmal begonnen, als wir noch klein waren. Nicht ganz so klein. Aber immerhin noch so klein, dass manch eine von uns noch nicht zu den Erwachsenen zählte. Zumindest was das Alter betrifft. Und eben hier trennt sich die optische Spreu vom Weizen des Begehrtwerdens. Die Rundungen des Körpers formen sich früher als erwartet, der infantil anmutende Ausdruck des Gesichtes bleibt jedoch bestehen. Fast könnte man meinen, dass eine Laune der Natur ein wenig verrücktspielt und die Hormone ganz willkürlich in unterschiedliche Bahnen lenkt –, bisweilen sind es aber auch die Eltern, deren Gene sich nicht einig sind. Die Rede ist von der Lolita.

Klaus Kinski, der exzentrische Schauspieler, hat einmal in einem Interview gesagt, als er nach seiner frühreifen Tochter Nastassja gefragt wurde: „Manchmal musste ich in den Garten flüchten, um nicht schuldig zu werden.“ Lassen wir derart abstruse Gedanken mal außen vor.

Lolita ist eine Kindfrau. Sie betört die Männer dadurch, dass ihr Aussehen polarisiert. Sie dürfte eigentlich nicht so reif sein, wie es erscheint, weil ihr Antlitz etwas anderes vorgibt. Sie stellt uns, ohne dass sie es darauf anlegt, eine Falle. Nicht mehr. Doch auf einmal explodieren die Sinne und finden keinen Halt mehr.

Die Mode liebäugelt seit jeher mit Ungereimtheiten, denn auch sie polarisiert. Da kam ihr der Gedanke, etwas aufzugreifen, was eigentlich längst auf den Catwalks präsent sein müsste: Der Lolita-Look. Zwar ist dieser Trend bereits seit mehr als zehn Jahren in Japan recht angesagt –, eine internationale Durchdringung hat er jedoch bis heute nicht erfahren. Es mag daran liegen, dass die Gesichter der fernöstlichen Schönheiten geradezu perfekt mit dem Stil harmonieren, denn etwas jünger als wir Europäer wirken sie partout. Doch ein kleines Phänomen treibt es noch weiter. Wir haben uns längst davon verabschiedet, das ewige Kind in uns über die Generationen hinaus zu tragen. Wir finden es albern, den ewig jungen Kindern nachzueifern, weil wir dadurch eine imaginäre Grenze überschreiten würden, die sich ganz einfach nicht schickt. Oder uns der Lächerlichkeit preisgäbe. Bizarr ist dieser Gedanke allemal. Aber es kommt noch bizarrer: Als in den 1990er-Jahren das Modelabel Oilily mit seinen entzückenden Kollektionen die Kinderherzen höher schlagen ließ, da griff manch eine von uns tief in die Tasche, um den kleinen Quälgeistern jeden Wunsch zu erfüllen. An uns selbst haben wir dabei nicht gedacht, obwohl es die einzigartigen Dessins der Stoffe geradezu in sich hatten.

Eine Lolita trägt auf jeden Fall einen Rock, vorzugsweise einen glockenförmigen. Hosen sind streng verboten. Vor allem kommt es darauf an, das Kindliche zu reflektieren. Die ewige Jugend, aber auch das unnahbar Faszinierende. Selbstredend kann nicht jede von uns diesen Look zur Schau stellen. Für neunzig Prozent der Frauen ist er ein No-Go. Mit dem Alter hat diese Mutmaßung weniger zu tun –, vielmehr mit dem ersten Aussehen, das einfach nicht loslassen will. Und natürlich mit der Art, die jene Menschen umgibt, die niemals erwachsen werden wollen.

Ein Teddybär mit lustigen Glasaugen und einem aufgenähten Smiley-Mund ist ein willkommenes Accessoires. Doch wer will so einen Quatsch schon mit sich herumtragen? Die Lolitas auf jeden Fall, denn für sie symbolisieren die (für uns) zumeist kitschigen Anhängsel ihren ureigenen Lebensstil.

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© Fotolia

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