Entspannung und Geist
Gut, besser, am besten
Eine Geschichte zum Nachdenken
Wer kennt sie nicht? Die Geschichte vom Fischer und seiner Frau. Beide leben in ihrer bescheidenen Hütte und könnten eigentlich recht glücklich sein. Der Mann ist es auch, die Frau aber wünscht sich so ziemlich alles, was sie nicht hat. Als der Mann, ein Fischer, eines schönen Tages einen verzauberten Fisch fängt, der ihm – um Gnade flehend – einen Wunsch gewährt, sieht die Frau ihre Stunde gekommen. Erst soll es nur ein schöneres Häuschen sein, dann stehen – nach und nach – immer mehr Wünsche auf der Liste, bis die beiden schließlich wieder mit leeren Händen dastehen. Der Fisch ist nur eine Art Vermittler, im Hintergrund wirkt der Liebe Gott, der mit jedem Wunsch, den die Frau des Fischers äußert, mehr und mehr die Geduld verliert, bis ihm letztlich mit lautem Gepolter der Kragen platzt.
Die Lehre, die aus dem Märchen gezogen werden soll, ist eindeutig. Es geht um das Wechselspiel aus Zufriedenheit und Unzufriedenheit und um die (manchmal) daraus resultierende Gier nach immer mehr. Hätte sich die Frau des Fischers nach der Erfüllung ihres ersten Wunsches mit dem Gewährten zufrieden gegeben, so hätte sie ein richtig gutes Schnäppchen geschlagen. Da sie aber so unersättlich war, hat sie am Ende alles wieder verloren.
Natürlich steht diese Geschichte nicht stellvertretend für die Gier aller Menschen, denn viele von uns sind mit dem, was sie erreicht haben, zufrieden. Dennoch lohnt es sich, einmal einen Gedanken daran zu verschwenden, wie sich das besagte Wechselspiel aufbaut, vor allem aber, wie es wirkt.
Das Empfinden von Freude und Leid wird im menschlichen Körper durch Hormone gesteuert. Diese Hormone lösen Glücksgefühle aus oder bringen uns auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn etwas nicht so verläuft wie gewünscht. Dieses Wechselspiel ist zwingend vonnöten, denn ohne es wäre keine Balance gewahrt, was dazu führen würde, dass wir uns – auf der einen Seite – zu Tode freuen würden, wenn wochenlang alles (wie von Zauberhand geleitet) unglaublich positiv verliefe, – auf der anderen Seite würden wir in tiefste Depressionen verfallen, für den Fall, dass einmal wochenlang alles schiefläuft.
Manchmal ist man aber ein wahrer Glückspilz und ein anderes Mal wird man vom Pech verfolgt (auch über einen längeren Zeitraum). Und deshalb müssen die Ereignisse gewichtet werden. Die Geburt eines Kindes kann als das größte Glück bezeichnet werden; der Tod eines geliebten Menschen ist wohl für jeden das größte Unglück. Rein materialistisch betrachtet steht dem Verlust von Haus und Hof die große Erbschaft gegenüber. Das Eingehen der über Monate gehegten Pflanze wird durch den Blumenstrauß, den einem ein guter Freund schenkt, aufgewogen. Erkennen Sie, worauf ich hinaus will? Das Gute, das einem widerfährt, bedarf stets eines Schlechten, das ihm vorangeht, denn nur so lässt sich das Gute auch ausreichend würdigen. Ebenso relativieren die Unannehmlichkeiten die Hochgefühle. Würde das Leben stets eintönig verlaufen, so wäre das Lebenswerte am Leben verloren.