Entspannung und Geist

Keine Lust auf Sex?

Wenn die Hormone untertauchen

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Natürlich herrscht keine klare Regel, die vorschreibt, wie oft ein Paar miteinander schlafen sollte. Viel zu sehr hängt dies von persönlichen Vorlieben, aber auch von der gemeinsamen Lust aufeinander ab. Es gibt aber sogenannte ‚schwebende‘ Richtlinien, die die Gewohnheiten der Gesellschaft reflektieren. Demnach landen die deutschen Liebespaare im Durchschnitt zweimal pro Woche im Bett oder anderswo, um sich gegenseitig zum Klimax zu treiben. Die einen häufiger – die anderen weniger oft.

Die Gründe für diese Unterschiede sind vielfältig. Wenn aber die Frau partout keine Lust verspürt, sich auf ein erotisches Abenteuer einzulassen und damit ihren Lover ein ums andere Mal verprellt, lohnt es sich, einen Blick ins Reich der Medizin zu werfen.

„Das Interesse von Frauen am Sex ist extrem kompliziert“, sagt Dr. John Randolph, Professor für Geburtshilfe und Gynäkologie an der University of Michigan. Vermutlich ist dies eine Ursache dafür, dass fast ein Drittel der erwachsenen Frauen von einer ‚hypoaktiven Störung des sexuellen Verlangens betroffen ist. Erforscht ist diese Thematik bis heute nur marginal, eben weil sie so kompliziert ist. Und deshalb jagt eine Studie die nächste, um endlich eine gesicherte Erkenntnis zu Tage zu fördern.

Zunächst nahm man an, den Sexualtrieb der Frauen mit Testosteron steigern zu können. Bei Männern führt eine solche Therapie dazu, die Erektion aufrechtzuerhalten. Beim weiblichen Geschlecht half dies jedoch kaum, was den Schluss zuließ, dass der hormonelle Einfluss bei ihnen eine geringere Rolle spielt. Eine neue Studie (Study of Women’s Health Around the Nation) gelangte zu der Erkenntnis, dass das emotionale Wohlergehen ausschlaggebend ist. Je zufriedener die Probandinnen mit ihrer jeweiligen Lebenssituation waren, umso höher war auch ihr Interesse am Sex.

Ein weiterer Aspekt soll die Suche nach der verborgenen Lust zeitlich eingrenzen: das Alter der Frauen. Die eine entdeckt ihren Trieb noch während der Pubertät, während andere das erste Verlangen erst jenseits des dreißigsten Lebensjahres verspüren. Für wieder andere bewirkt die Zeit nach der Geburt des ersten Kindes die Initialzündung.

Hinzu kommt noch ein anderes Problemfeld: die sexuelle Sensibilität dem anderen gegenüber. Selbst wenn sich eine Frau ihren Traummann geangelt hat, ist dies noch lange keine Garantie dafür, dass sie die Aktivitäten im Bett als erfüllend empfindet. Denn zwischen der rein körperlich betrachteten Attraktivität und dem, was sich im Moment der Annäherung im Gehirn abspielt, klaffen mitunter Welten. Ein falsches Wort im falschen Augenblick, eine Bewegung, die nicht der gewünschten Erwartungshaltung entspricht, ja selbst ein Parfum, dessen Duft nicht ins Schema passt, können alles auf den Kopf stellen und so die anfängliche Begierde in eine unverhoffte Aversion münden lassen, zumindest aber den Lustfaktor reduzieren. Das Resultat ist nichts anderes als die logische Konsequenz: Die Frau beschränkt sich auf einen sporadischen sexuellen Kontakt oder meidet ihn gänzlich. Zum Leidwesen ihres Partners, der die Welt nicht mehr versteht. Und genau jetzt beginnt die Krise: Der Unerfüllte bezichtigt die Unwillige der Verweigerung, weil er nicht weiß, wie sich ihr Verhalten anders erklären ließe. Für sie ist dies ein Nackenschlag, da auch ihr die Gründe für ihre Zurückhaltung meist nicht bewusst sind. Doch wie sollte SIE reagieren?

Lust auf Sex zu verspüren basiert grundsätzlich auf einer inneren Zufriedenheit. Ob die jeweilige Lebenssituation, das Alter oder der Partner dafür verantwortlich sind, dass das Verlangen nicht der Norm entspricht, ist als nachrangig zu bewerten. Wenn Sie nicht gewillt sind, sich auf etwas einzulassen, was Ihnen widerstrebt, dann lassen Sie’s einfach sein. Mit jeder anderen Reaktion Ihrerseits stellen Sie sich nicht nur ein Armutszeugnis aus –, Sie riskieren überdies Kopf und Kragen, weil Sie gegen Ihren Willen handeln und somit wie ein Fähnchen im Wind dastehen. Und wenn Ihr Partner daraufhin mit dem Kopf schüttelt, dann ist er Sie ganz einfach nicht wert.

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