Fitness und Ernährung

Künstliche Vitamine und Mineralien

Eine sinnvolle Nahrungsergänzung?

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Wohl jeder von uns kennt sie: die zumeist weißen, langen Röhrchen mit den Brausetabletten, die man in der Apotheke, in der Drogerie aber mittlerweile auch im Supermarkt kaufen kann. Vitamin C, Eisen, Calcium und noch viel mehr bilden das Angebot. Die Geschmäcker sind – wie immer – unterschiedlich. Aufgelöst in einem Glas Leitungswasser schmecken sie allesamt recht erfrischend. Doch was ist dran an diesen sogenannten Nahrungsergänzungsmitteln, ist deren Einnahme zu empfehlen oder ist eher davon abzuraten?

Neben den Kohlenhydraten, den Fetten und den Eiweißen sind Vitamine und Mineralien für den menschlichen Körper lebensnotwendig. Eine regelmäßige Versorgung mit diesen Stoffen ist unumgänglich. Die Verwertung im Körper erfolgt über das Blut. Durch Mund, Speiseröhre, Magen und den Zwölffingerdarm gelangen die Vitamine und Mineralstoffe in den Dünndarm. Dort treten sie ins Blut über.

Seit den 1950er-Jahren sind die chemischen Strukturen sämtlicher Vitamine bekannt, so dass sie auch künstlich hergestellt werden können. Für die Versorgung der Patienten im Krankenhaus war diese Erkenntnis ein Segen, denn nun konnten auch die Kranken, die keine feste Nahrung aufnehmen konnten, ausreichend mit Vitaminen versorgt werden. Auf der anderen Seite ermöglichte diese kleine Revolution auch die Herstellung mannigfaltiger Nahrungsergänzungspräparate zur Einnahme mal eben zwischendurch. Ein neuer Markt war entstanden, und bis heute treibt er immer neue Blüten.

Die Mediziner sehen die Einnahme künstlicher Vitamine – im Alltagsgebrauch – eher kritisch, „durch eine ausgewogene Ernährung könne die Versorgung allumfassend (fast immer) garantiert werden“, heißt es. Zudem stehen Behauptungen im Raum, die künstlichen Vitamine seien nicht so wirkungsvoll wie jene, die über die natürliche Nahrung aufgenommen werden. Dem entgegen stehen Forschungsergebnisse aus dem vergangenen Jahrhundert, die angeblich beweisen, dass eine erhöhte Aufnahme bestimmter Vitamine sogar Krebserkrankungen heilen kann.

Fakt ist: Solche Fälle sind aufgetreten, ob sie aber tatsächlich auf die erhöhte Dosierung der Vitamine zurückzuführen sind, bleibt arg zu bezweifeln. Vielmehr spielt wohl der psychologische Aspekt eine Rolle und dabei ist der Glaube an eine Heilung eng verknüpft mit allem, was in die Wege geleitet wird, um die Heilung zu unterstützen, sei es auch noch so unbeweisbar, nicht nachvollziehbar oder auch geradezu abstrus. Ein Alltagsbeispiel: Zwei Freundinnen begeben sich zum Schlittenfahren. Beide sind sich in allem gleich und ernähren sich auch so. Aus Angst vor einer Erkältung nimmt die eine vorher noch schnell einen Vitamin-C-Trunk zu sich, in der Gewissheit, der Kälte zu trotzen, mit der Betonung auf ‚Gewissheit‘. Drei Tage später liegt die andere krank im Bett. Natürlich mag dieses Ereignis durch den Zufall begleitet sein, doch manchmal spielt demjenigen, der daran glaubt, der Zufall eben gehörig in die Karten.

Die Vitamine sind in Bezug auf ihre Löslichkeit in zwei Gruppen unterteilt: In die wasserlöslichen B1, B2, B6, B12, Folsäure, Pantothensäure, Niacin und C und H. Die fettlöslichen Vitamine sind A, D, E und K. Die wasserlöslichen Vitamine können vom Körper nicht gespeichert werden, eine zu hohe Dosis wird über den Urin wieder ausgeschieden. Die fettlöslichen Vitamine werden (bei einer zu hohen Zufuhr) im Fettgewebe gespeichert. Eine übermäßige Anreicherung kann zu gesundheitlichen Störungen führen, die durchaus ernsthafte Folgen haben können.

Fassen wir diesen wichtigen Punkt noch einmal zusammen: Die Einnahme wasserlöslicher Vitamine ist für den menschlichen Körper unbedenklich, da sie – bei zu hoher Dosierung – über den Urin wieder ausgeschieden werden. Diese Tatsache ist auch der Grund dafür, dass beispielsweise Vitamin-C-Präparate in Dosierungen von mehr als 1.000 mg (Milligramm) im Handel erhältlich sind, obwohl die empfohlene Tagesdosis lediglich zwischen 100 und 200 mg liegt. Auf die Aufnahme fettlöslicher Vitamine in künstlicher Form sollte nach Möglichkeit verzichtet werden, es sei denn, der Arzt hat Ihnen ein solches Präparat verschrieben. Eine Überdosierung – die auch schnell mal versehentlich erfolgen kann – kann gravierende gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Vitaminmangelkrankheiten sind in Deutschland nahezu ausgestorben, weil zum einen eine normale Ernährung dem Körper genügend Vitamine zuführt, – zum anderen sind viele Nahrungsmittel bereits mit künstlichen Vitaminen angereichert, sei es nur, um deren Haltbarkeit zu verlängern (z.B. Vitamin C = Ascorbinsäure = E 300). Wie man sich denken kann, gab es aber auch andere Zeiten. Noch vor einhundert Jahren litten viele Seefahrer an Skorbut, einer Vitamin-C-Mangelerkrankung. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Obst war auf den Schiffen Mangelware. Ein Vitamin-D-Mangel führte (und führt) zu Rachitis. Dieses Vitamin ist das einzige, das der menschliche Körper selbst erzeugen kann, allerdings nur dann, wenn er ausreichend dem Sonnenlicht ausgesetzt ist.

Vor allem in den USA trat diese Krankheit deshalb auf, weil die spielenden Kinder in den Schluchten der Wolkenkratzer fast nie einer Sonneneinstrahlung ausgesetzt waren. Beriberi bezeichnet den Mangel an Vitamin B1, dem Thiamin. Vorherrschend war (und ist) diese Erkrankung in Südostasien durch eine einseitige Ernährung mit poliertem Reis. Doch auch heute noch tritt sie vereinzelt in Europa auf, besonders bei gestillten Kindern, deren Mütter sich falsch ernähren, aber auch bei Erwachsenen, bei denen ausschließlich Speisen aus weißem Mehl auf dem Speiseplan stehen.

Die Einnahme von künstlich erzeugtem Magnesium und Calcium ist unbedenklich, bisweilen sogar empfohlen. Eisen sollte nur dann eingenommen werden, wenn es einen (medizinisch attestierten) Grund dafür gibt, denn eine zu hohe Konzentration im Blut ist schädlich. Fluoride sollten nur in Absprache mit dem Zahnarzt verabreicht werden, beim Spurenelement Jod verhält es sich ebenso.

Wie Sie sehen, kann man einiges richtigmachen, aber auch ganz viel falsch. Wie fast immer gilt es, einen Mittelweg zu finden, der für Sie selbst am besten ist. Es gibt Menschen, die auf Vitamine schwören, andere lehnen sie als Nahrungsergänzungsmittel kategorisch ab.

Ich selbst habe meinen Weg gefunden. Einmal im Jahr lasse ich mein Blut vom Hausarzt untersuchen (großes Blutbild). Wenn etwas nicht stimmt, kann ich sofort reagieren. In kalten Jahreszeiten begleiten mich meine Vitamin C-Brausetabletten, und die Grippeschutzimpfung lasse ich niemals aus. Beim Besuch der Sauna betreibe ich ein kleines Ritual: Zuvor einen Drink mit Calcium und danach einen mit Magnesium. Ob es sinnvoll ist, steht in den Sternen. Doch eigentlich geht es mir ziemlich gut!

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