Fitness und Ernährung

Muskeln und Gelenke

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Wenn wir uns erkältet haben, gehen die meisten von uns zum Arzt, um Abhilfe zu schaffen. Ebenso verhält es sich bei Zahnschmerzen, Bauchkrämpfen oder Erkrankungen der Sinnesorgane. Es wird nicht lange gezögert, denn wir wissen, was auf dem Spiel steht: unsere Gesundheit.
Wenn wir uns den Fuß verstaucht oder das Knie geprellt haben, dann tuts fürs Erste auch ein Eisverband und eine Salbe aus der Hausapotheke –, so glauben wir es zumindest. „Das wird schon wieder abklingen“, reden wir uns ein, und oftmals ist dies auch tatsächlich der Fall. Dass ein solches Vorgehen Konsequenzen nach sich ziehen kann, davon möchte ich Ihnen berichten.
Ebenso wie die inneren Organe sind auch Muskeln und Gelenke imstande, einen Selbstheilungsprozess einzuleiten. Die vollständige Heilung einer Erkrankung steht jedoch stets in Abhängigkeit zu deren Schwere. Ein gebrochener Finger wächst auch ganz von alleine wieder zusammen, nur richtig gerade wird er dann meist nicht mehr sein. Von einer vollständigen Heilung kann also nicht die Rede sein.

Ein Muskelkater ist eine Reaktion des Körpers auf eine Überbeanspruchung der Muskulatur. Medizinisch betrachtet ist der Muskelkater eine Erkrankung, bei der sich kleine Risse im Muskelgewebe bilden. Im Normalfall verheilt nach ein paar Tagen alles wieder und die Beschwerden klingen ab. Der Muskelkater deutet darauf hin, dass der – vor der körperlichen Betätigung – bestehende Zustand der Muskulatur der Beanspruchung nicht gewachsen war. Kommt so etwas einmal im Jahr vor, dann lässt es sich tolerieren. Tritt ein Muskelkater jedoch alle ein, zwei Monate oder häufiger auf, dann liegt etwas im Argen. Zum einen kann es daran liegen, dass Sie sich nicht (oder nur unzureichend) vor einer größeren Beanspruchung Ihres Körpers durch ein Aufwärmtraining vorbereiten (vor dem Joggen, dem Tennisspielen aber auch vor dem Holzhacken). Zum anderen kann es aber auch sein, dass der Aufbau Ihrer Muskulatur einer dieser speziellen Belastungen grundsätzlich nicht standhält. Und eben deshalb tritt im Nachhinein regelmäßig ein Muskelkater auf, der – und das ist geradezu bezeichnend – als eine Art Allerweltskrankheit einfach so hingenommen wird. Wüssten Sie, dass Sie Bauchschmerzen bekommen, wenn Sie einen bestimmten Saft trinken, dann würden Sie zukünftig auf dessen Genuss verzichten.

Sehnen und Gelenke reagieren besonders anfällig auf spontane und heftige Bewegungen. Das können Sprünge beim Sport sein, aber auch Ausfallschritte, die vonnöten sind, um beim Joggen durchs Gelände Hindernissen auszuweichen. Neben einer ausreichenden Aufwärmphase zuvor ist es vor allem unumgänglich, Sehnen und Gelenke langsam an hohe Belastungen heranzuführen.

Kürzlich sprang unsere Tochter mal wieder auf ihrem Trampolin. Sie forderte mich auf, zu ihr zu kommen. Noch vor fünfzehn Jahren bin ich im Sportunterricht unserer Schule auf dem Trampolin gesprungen. Seitdem nicht mehr. Bereitwillig folgte ich der Aufforderung unserer Jüngsten und begab mich hinauf in die Arena. Was wie ein Eiertanz begann, endete mit dem Wunsch, wieder festen Boden unter meinen Füßen zu spüren. Zum Leidwesen meiner Tochter brach ich das Experiment ab. Ich fühlte mich nicht sicher, zudem verspürte ich ein Unbehagen bei jedem Hopser. Natürlich bedauerte ich meinen Abgang. Viel ernüchternder war aber meine Resignation deshalb, weil ich davon überzeugt war, dass mir das, was mir damals keine Mühe bereitet hatte, heute nicht mehr so recht gelingen wollte. Überhaupt stellt diese Erkenntnis eine wichtige Basis für jede sportliche Betätigung dar. Sich zu überschätzen ist ein Fehler, der als häufigste Ursache für eine Behandlung beim Orthopäden oder sogar im Krankenhaus gilt.

Gehen Sie jede – für Sie außergewöhnliche – körperliche Belastung mit Bedacht an. Wenn Ihnen der Rasenmäher zu schwer ist, um ihn über eine Rasenkante zu hieven, dann bitten Sie den netten Nachbarn, Ihnen dabei zu helfen. Die Wasserkisten sollten Sie auch nicht selbst in den Keller tragen. Und wenn Sie niemanden haben, der Ihnen zur Hand geht, dann gehen Sie vor dem Anheben der Kisten in die Knie, beim Absetzen ebenso. Heben Sie nichts Schweres aus der Hüfte heraus! Jede sportliche Betätigung, die Sie auszuüben planen (oder bereits ausüben) kann für Muskeln, Sehnen und Gelenke eine Herausforderung darstellen. Wenn Sie nicht einschätzen können, ob die gewählte Sportart für Ihren Körper die geeignete ist, dann informieren Sie sich im Vorfeld darüber (lesen Sie Details im Folgenden). Schwimmen zu gehen ist durchaus eine sinnvolle Betätigung. Bedenken Sie jedoch, dass Brustschwimmen eher etwas für die Steigerung der Kondition ist und nur dann auch hilfreich für den Muskelapparat des Körpers wirkt, wenn Sie eine simple Regel befolgen: drei Bahnen Brust-, eine Bahn Rückenschwimmen. So bewegen Sie sich im Gleichgewicht.

Der letzte wichtige Punkt, den es zu beachten gilt, ist die Belastung der Wirbelsäule. Was mit dem Schleppen der Wasserkisten bereits geschildert wurde, soll noch etwas tiefgreifender erläutert werden: Die Wirbelsäule ist eine Art biegsame Stange, die die Stabilität zwischen dem Ober- und dem Unterkörper gewährleistet. Durch den aufrechten Gang, den wir Menschen vor vielen tausend Jahren als die bessere Art der Fortbewegung gewählt haben, entstand ein besonderer Belastungspunkt, der einigen von uns bereits im jungen Alter zu schaffen macht. Er befindet sich dort, wo die Wirbelsäule beim Bücken einknickt, also etwas oberhalb des Pos. Auf der Vorderseite des Körpers gibt es keine Knochen, die die unteren Rippenbögen mit dem Beckenknochen verbinden (sonst könnte man sich auch nicht bücken). Die Belastung, der wir im Stehen und Sitzen ausgesetzt sind, lastet also einzig und allein auf der Wirbelsäule. Sie trägt den Oberkörper. Die einzelnen Wirbel, aus denen die Wirbelsäule zusammengesetzt ist, sind durch die Bandscheiben voneinander getrennt.

Die Bandscheiben sind recht weich, damit zum einen eine ‚knirschfreie‘ Krümmbarkeit der Wirbelsäule erreicht wird, zum anderen aber auch, um Stöße (die bereits beim Gehen entstehen) abzufedern. Ist nun der Körper besonderen Belastungen zum Beispiel durch ständiges, schweres Heben oder sportliche Sprünge aus größeren Höhen (aber auch permanente Sprünge) ausgesetzt, dann erfahren die Bandscheiben über Gebühr einen ständigen, heftigen Schlag, dem sie auf Dauer nicht standhalten können. Sie werden beschädigt. Wenn die Bandscheiben also nicht mehr ihre ursprüngliche Form haben, dann besteht die Gefahr, dass Wirbel auf Wirbel ‚knirscht‘. Verrutschen die Bandscheiben, entsteht ein Effekt, der dem ähnlich ist. Man spricht von einem Bandscheibenvorfall. Und als wäre ein solches schmerzvolles Leiden nicht bereits genug, kommt noch etwas geradezu Lebensbedrohliches hinzu: Hinter der Wirbelsäule (zum Körper hin) verlaufen unzählige Nervenbahnen, die die Beine mit Impulsen aus dem Gehirn versorgen. Werden diese Nervenbahnen durch eine Verletzung der Wirbelsäule (und/oder der Bandscheiben) auch nur berührt, so kann dies zu Lähmungserscheinungen in den unteren Extremitäten führen.

Wie Sie nun erfahren haben, ist die Wirbelsäule – durch unseren aufrechten Gang – eine Schwachstelle unseres Bewegungsapparates. Grund genug, ihr besondere Aufmerksamkeit zu schenken und sie nach Möglichkeit (vor großen Belastungen) zu schonen. Für Muskeln, Sehnen und Gelenke gilt nichts anderes, es sei denn, man geht ganz gezielt vor. Die körperlichen Betätigungen lassen sich nicht vermeiden, gerade auch deshalb nicht, weil sie unserem Körper als Ganzes gute Dienste erweisen: Ausdauer, Fitness und Beweglichkeit sind das Resultat, das wir nur allzu willkommen heißen. Dennoch wissen wir (meist) fast nichts über das, was unser Bewegungsapparat leistet und schon gar nichts über dessen Beschaffenheit, wenn es um uns selbst geht. Zwei, drei Muskel können wir beim Namen nennen, das wars. Doch aus dieser Unwissenheit heraus birgt die Unkenntnis über den eigenen Körper viele Gefahren, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte.

Ein Besuch beim Physiotherapeuten verschafft Klarheit. Er checkt Ihren Körper hinsichtlich dessen Belastbarkeit und zeigt Ihnen auf, wo Ihre Defizite liegen. Wenn nötig verweist er Sie an einen Orthopäden, damit Röntgenbilder erstellt werden können. Eine solche Prozedur kostet nicht die Welt, lässt Sie aber auch nicht mehr im Trüben fischen, wenn es um Ihre Gesundheit geht. Denken Sie einmal an Ihren letzten Muskelkater, die Sehnenscheidenentzündung oder hoffentlich nichts Schlimmeres und gehen Sie den ersten Schritt! Sie werden sehen: Wenn Sie das nächste Mal auf dem Tennisplatz stehen oder Joggen gehen, dann werden Sie Ihre Körperwelt mit anderen Augen sehen.

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