Frauengespräche

Moments of Love 3

Der Duft der Männer

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“Soll ich’s Ihnen in Geschenkpapier einschlagen?” fragte der junge Mann, als ich das Eau de Toilette auf den Tresen legte. „Nein, das ist für mich“, erwiderte ich. „Ihnen ist aber schon bewusst, dass es ein Parfum für Männer ist, oder?“ „Für richtige Männer“, wandte ich ein und zwinkerte mit dem Auge.

Vor einem halben Jahr hatte ich Jacque verlassen. Er war ein Spinner und obendrein ein notorischer Lügner. Was hatte er mir nicht alles versprochen! ‚Sobald meine Tochter auf dem Internat ist, werde ich mich scheiden lassen‘, wiederholte er Abend für Abend, wenn er bei mir war. Doch als es endlich soweit war, fand er eine Ausrede nach der nächsten. Und nichts geschah. Immer wieder hielt er mich hin, und immer wieder blieb alles beim Alten. Irgendwann dann zog ich meine Konsequenzen und stellt ihn vor vollendete Tatsachen: Ich schickte ihn zum Teufel.

Was ich damals nicht so recht bedachte, offenbarte sich in den endlosen Nächten, die ich fortan allein verbrachte, denn wenngleich Jacque es nur auf meinen Körper abgesehen hatte, war er doch ein fantastischer Liebhaber, der mir fehlte.

Erst war es nur ein Gedanke, den ich schnell wieder in den Wind schlug. Auf einmal aber wurde mehr daraus. Auf dem Bett liegend, begann ich – an ihn denkend – meine Brüste zu streicheln. Ich roch an meinen Fingern, doch ich konnte ihn nicht finden.

Eines Morgens, als ich gerade aus der Dusche kam, entdeckte ich zufällig einen fast leeren Parfumflakon, der verlassen in einem Körbchen lag, in dem ich allerlei Krimskrams aufbewahre. Neugierig drückte ich auf den Sprühkopf. Einmal. Dann noch einmal. Plötzlich roch ich ihn, wie er vor mir kniete! Ich atmete und atmete. Ich warf mich zurück aufs Bett, umschlang mich, wie er es tat und verwöhnte mich.

Nach einigen Tagen der Erinnerung war das Behältnis restlos entleert, und so sehr ich mich auch bemühte, den Sprühkopf abzuschrauben, um an den Duft im Inneren zu gelangen –, es gelang mir nicht.

Es war ein Dienstag. Irgendwo in der Stadt. Auf dem Markt hatte ich einen Blumenkohl gekauft und was es sonst noch so gab. Auf einmal stand er vor mir. Er strahlte über beide Ohren. Als er sich bückte, um mit beim Tragen meiner Einkaufstaschen behilflich zu sein, roch ich sein Parfum, das ich tief in mich aufsog. Wir gingen Hand in Hand. Durch den Park am Schloss, vorbei am Parlament, dessen Flaggen gehisst waren, die Treppe hinunter zum Fluss, der ruhig seine Bahnen schwamm. „Riechst du das Meer?“ fragte er, ein wenig zu sentimental. „Nein“, erwiderte ich, „ich rieche nur dich!“

In meiner Wohnung angelangt kochte ich Kaffee. Aus Verlegenheit. Aus dem Bad vernahm ich plätscherndes Wasser. „Komm‘ doch, so komm‘!“ flüsterte er fast unhörbar. Ich tat wie mir geheißen und sah ihn nackt, wie Gott ihn schuf.

Nach ihm roch alles. Meine Bluse, die ich hastig aufknöpfte, mein Rock, den ich fallen ließ und mein Höschen, das feucht war. Wie in Ekstase umspülten die Wogen der Wärme die Haut unserer Lust. Einmal, ein Dutzend Mal, bis ich schließlich tausend süße Tode starb.

„Was soll nun werden?“ fragte ich ihn am Morgen danach. „Pünktlich um halb eins habe ich Mittagspause. Vor der Parfümerie werde ich auf dich warten“, antwortete er.

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