Frauengespräche

Wenn ich ein Vöglein wär

Vom Wunsch, anders zu sein

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Der Traum vom Fliegen ist mindestens genauso alt wie der Wunsch, anders zu sein. Dass sich der Charakter eines Menschen nicht ändern lässt, ist altbekannt. Anders verhält es sich in Bezug auf die Schönheit.

Der Ausgangspunkt ist – wie könnte es anders sein – die Unzufriedenheit. Ebenso wie die scheinbare Unzulänglichkeit, nicht fliegen zu können, beflügelt der Wunsch, anders zu sein unsere Gedanken. „Wenn ich doch bloß lockige Haare hätte“, sagt die eine und schon kontert die Freundin: „Sei doch froh darüber, dass du nicht so einen Wuschelkopf hast wie ich.“ Was man hat – könnte man sagen – das will man nicht, und was man haben will, das bekommt man nicht. Doch woran liegt das?

Grund 1: Wir sehen uns selbst (fast immer) kritischer als andere uns sehen. Eine Ursache dafür ist, dass wir uns selbst viel näher sind. Wir betrachten uns aus nächster Nähe im Spiegel, sehen jede noch so kleine Falte und ziehen dabei Grimassen, die wir in der Öffentlichkeit niemals zeigen würden.

Grund 2: Wir sehen andere so, wie wir sie sehen möchten. Die Menschen, für die wir Sympathie empfinden, erscheinen uns schöner als solche, die wir nicht mögen. Ein Gérard Depardieu war auch in jungen Jahren nicht gerade ein Schönling, wenn man mal genau hinschaute. Dennoch wirkte er sehr angenehm auf die meisten von uns.

Grund 3: Wir vergleichen uns selbst stets mit anderen. So auszusehen wie eine berühmte Schauspielerin wäre für viele von uns das Größte. Wir vergessen dabei jedoch, dass die wenigen Schauspieler und Sänger (im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung) einen verschwindend geringen Teil darstellen, der nun einmal das Glück hat, (scheinbar) besser auszusehen als alle anderen.

Kehren wir nun noch einmal zum Ausgangspunkt, der Unzufriedenheit zurück, und betrachten wir die drei Gründe – im Hinblick auf einen Ausweg – etwas genauer. Sich selbst kritisch zu sehen (Grund 1) ist beileibe keine Unart. Im Gegenteil: Auf der Suche nach dem perfekten Erscheinungsbild für sich selbst kann negative Kritik durchaus wirkungsvoll sein. Zu allererst sollten Sie sich so akzeptieren, wie Sie sind. Denken Sie als zweites einmal über Ihre Vorzüge nach. Was gefällt Ihnen an Ihnen besonders? Das mag Ihr Lächeln sein, Ihre Stupsnase oder vielleicht Ihre schönen Augen. Hilfreich kann es sein, die beste Freundin zurate zu ziehen oder aber auch auf Komplimente zu achten, denn bekanntlich sehen uns die anderen ganz anders.

Schauen Sie sich nun einmal die Menschen, die Ihnen gefallen, ganz genau an (Grund 2). Achten Sie auf die Mimik und auf all das, was Sie selbst allmorgendlich so kritisch im Spiegel betrachten. Scheuen Sie auch nicht die Momente, in denen Ihnen Ihr Gegenüber etwas unvorteilhaft erscheint, denn meist sind dies die Momente, in denen man aus Anstand einfach wegschaut. Sie werden schnell erkennen, dass die vermeintlichen Fehler, die Sie bei sich selbst mit Argusaugen suchen, auch bei denjenigen vorhanden sind, sie Sie bislang recht unkritisch betrachtet haben.

Sich selbst mit anderen zu vergleichen (Grund 3) ist müßig. Die Tatsache, dass Sie so aussehen wie Sie aussehen, sollten Sie erst einmal als gegeben hinnehmen. Ohnehin plagen sich diejenigen Menschen, die Ihnen gefallen oftmals mit denselben Problemen herum, nur mögen sie anders geartet sein. Wenn Ihnen also beispielsweise Ihre feinen Haare missfallen, so kann es sein, dass sich Ihre Freundin mit der Lockenmähne nichts sehnlicher wünscht.

Doch zurück zu Ihrem Aussehen. Nach ihrem Urlaub kehrt eine ihrer Kolleginnen an ihren Arbeitsplatz zurück. Gebräunter Teint, ein neues Kleid –, aber noch etwas ist anders: Sie trägt eine neue Frisur. Von allen Seiten erntet sie Komplimente und alle sind sich einig: „Das steht dir richtig gut!“

Solche Begebenheiten sind kein Einzelfall und beileibe kein Zufall, denn jeder von uns hat so etwas schon einmal erlebt. Die Frisur prägt das Gesicht und somit das äußere Erscheinungsbild mehr als alles andere, denn die Haare nehmen mitunter mehr als siebzig Prozent des Kopfes ein und erlangen so eine unübersehbare Dominanz. Nutzen Sie diese Tatsache als Chance für Ihr Aussehen und denken Sie einmal darüber nach. Die Formen Ihres Gesichtes sind (fast) unabänderlich, Ihre Frisur hingegen können Sie nach Lust und Laune verändern und so Ihr persönliches Lieblingsoutfit kreieren. Und wer weiß –, vielleicht stehen Sie dann ja gleich morgen früh vor dem Spiegel und wünschen sich, ein Vöglein zu sein, das in alle Welt hinausfliegt, um allen zu zeigen, wie schön Sie eigentlich sind.

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