Gesundheit

Hanf als Heilmittel

Die Rehabilitation einer Droge

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Es waren die sogenannten Hippies, die das Cannabis (so der botanische Name des Hanfs) in den 1960-er-Jahren in ein diffuses und eher anrüchiges Licht gerückt haben. Auf ihren wilden und ausufernden Partys, ausgehend vom Woodstock-Festival 1969, konsumierten die zumeist Jugendlichen, die sich gegen die herrschende gesellschaftliche Ordnung auflehnten, mehr Haschisch und Marihuana als dass sie aßen und tranken. Wie ein einem Rausch katapultierte das im Hanf enthaltene THC (Tetrahydrocannabinol) die Protestbewegung dorthin, wo sie ihre Erfüllung fand: in ein losgelöstes Leben ohne Zwänge, in eine resolut inszenierte Selbstbestimmung, vor allem aber in die vollendete Freiheit.

„Freedom’s just another word for nothin‘ left to lose” plärrte Janis Joplin noch Jahre später durch alle Lautsprecher der Republiken. Und ganz ohne Fantasie und Einfühlungsvermögen wurde auch den biedersten Eltern der heranwachsenden Sprösslinge klar, dass Janis Joplin ihren Song ‚Me and Bobby McGee‘ wohl nur deshalb so unverwechselbar, so eindrucksvoll und so ergreifend intonieren konnte, weil sie wieder einmal so ‚stoned‘ war, wie niemals eine andere Sängerin zuvor.

Die Wirkung des THC lässt sich mit der des Alkohols vergleichen. So kann das Rauchen eines Joints durchaus ‚positive‘ Effekte auf unsere Psyche ausstrahlen, zumeist dann, wenn man es bei einigen Zügen belässt. Dann nämlich stellt sich nur ein leichter Rausch ein, der den Konsumenten in den Siebten Himmel hievt. Aber: Durch das Inhalieren gelangt der Wirkstoff blitzschnell ins Blut, so dass sich die Ausmaße des Rausches in Windeseile potenzieren.

Die Diskussionen, das im Hanf enthaltene THC – im Rahmen einer medizinischen Indikation – gegen bestimmte Erkrankungen einzusetzen, schwelen bereits seit Jahren, da die Verwendung dieses Wirkstoffs durch das Betäubungsmittelgesetz eigentlich verboten ist. Mittlerweile gibt es aber Ausnahmen. So wird das THC zum Beispiel gegen starke Schmerzen, vor allem aber als begleitendes Medikament bei todkranken Patienten verwendet.

Ein weiterer Bestandteil des Hanfs ist das CBD, ein psychoaktives Cannabinoid. Und auch dieser Wirkstoff hat es in sich. Zum einen wird ihm nachgesagt, Ängste abzubauen, Entzündungen zu hemmen und Schlafstörungen und Stress zu mildern –, zum anderen vermag das CBD – einigen Studien zufolge – sogar Asthmatikern zu helfen.

In der Naturheilkunde hat sich der Hanf einen Stammplatz erobert. Hanföl kann die Neurodermitis lindern und schützt vorgeblich die Haut gegen allerlei schädliche Umwelteinflüsse. Kapseln, die CBD enthalten, setzen zahlreiche Inhaltstoffe des Hanfs im Körper frei, unter anderem die wertvollen Omega-Fettsäuren. Hanf kann aber auch getrunken werden: Als Tee, der noch Spuren des THC enthält, sind ihm mitunter einige schmackhafte Aromen zugesetzt.

Streuen Sie einmal Hanfsamen ins Müsli! Keine Angst: Den Rausch der Hippies werden Sie mit diesen Körnern nicht erleben, sind sie doch vergleichbar mit den uns bekannten Getreidesorten, nur viel feiner.

Eines darf hier natürlich nicht fehlen: Der Hanf und die Schönheit. Und wie könnte es anders sein? Die Kosmetikindustrie ist dem Hanf als Heilmittel längst auf die Schliche gekommen. Der magische Inhaltstoff heißt Gamma-Linolensäure. Gepaart mit CBD – so wird versprochen – wirkt dieses Duo in Form von Cremes nicht nur feuchtigkeitsspendend für unsere Haut, sondern auch sensitiv beruhigend. Zudem soll es die Talgproduktion der Hautporen regulieren.

Von Woodstock bis in unsere Zeit ist mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen. Vielleicht erlebt der in Verruf geratene Hanf nun endlich seine verdiente Renaissance.

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