Haarfibel

Die dunkle Eleganz

Typgerecht und ausdrucksstark

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Wer etwas auf sich hält, der übt sich in vornehmer Zurückhaltung, könnte man meinen. Und in der Tat bestätigt dieses Zitat das, was so manch eine längst verinnerlicht hat: Die Farbe Braun ist nicht gerade ein Eyecatcher, der die Massen elektrisiert. Vielmehr treibt sie ihr Wesen meist unbemerkt im Dunkel der Eleganz, nur darauf wartend, entdeckt zu werden. Was wie eine Form des Understatements klingt, gehört für diejenigen Frauen, die von Natur aus braunhaarig sind, zur unumstößlichen Normalität. Und daran wird auch nicht gerüttelt, oder?

Wer sich für’s Braun als neue Haarfarbe entscheidet – und das sind nicht wenige – verlässt sich meistens auf sein Gefühl. Dass das Geheimnisumwobene dabei eine Rolle spielt, lässt sich nur vermuten. Anders als das reizvolle Blond attestiert das Braun derjenigen, die es liebt, einen gewissen Status der Unnahbarkeit. Warum sonst sollten wir Licht ins Dunkel bringen?

Die Nuancen der Brauntöne bilden das größte Spektrum aller Haarfarben. Von Mahagoni über Kastanie bis hin zu Terra-Braun ist fast jeder erdenkliche Farbton vertreten. Im Gegensatz zu den hellen Tönen sind die Abstufungen und mit ihnen die Variationsmöglichkeiten weitaus vielfältiger, weil unser Auge die farblichen Unterschiede bei dunkleren Farben viel besser erkennen kann. Besonders dann, wenn sie innerhalb eines dunklen Looks miteinander verschmelzen. Und anders als bei einer ‚globalen‘ Färbung oder Tönung (so nennt sich der Vorgang, wenn nur eine einzige Farbe verwendet wird), verwandelt eine solche Multicolor-Technik – selbst dann, wenn nur zwei Farben kombiniert werden – das Erscheinungsbild ganz erheblich. Auf einmal changieren zwei (oder mehrere) Nuancen gefühlvoll miteinander, erschaffen subtile Reflexe und die lassen die Blicke neugierig gleiten. Ob horizontal – also von links nach rechts und umgekehrt – in Form feiner oder satter Strähnen, die den kopfumspannenden Farbverlauf punktuell akzentuieren, oder vertikal, oben mit einer dunkleren Farbe beginnend, die dann etwas heller nach unten hin ausläuft –, dem Facettenreichtum sind keine Grenzen gesetzt.

Globale Braun-Färbungen oder -Tönungen erleben ihren Höhepunkt vor allem dann, wenn sie über alle Maßen glänzen und so gleichmäßig fließen wie ein sanfter Wasserfall. Sowohl stumpfes oder mattes Haar, das das Licht nicht reflektiert und so kaum für aufregende Momente sorgt, als auch ‚fisselige‘ Fransen, die aus dem Deckhaar wie feine Kräuselungen hinausragen und somit den homogenen Fluss des fallenden Haares stören, wirken wie ein Liebestöter, denn auch hier gilt: Bei dunklem Haar fällt jede noch so kleine Dissonanz viel eher auf als bei hellerem.

Braun wirkt warm und kalt zugleich. Dunklere Nuancen werden oftmals mit Blau ‚geschönt‘, um einen tieferen Farbton zu erlangen. Sie tendieren deutlich in eine kalte Richtung. Vollmundigere Farben, wie zum Beispiel ‚Kastanie‘ oder ‚Schokolade‘ wirken hingegen eher warm. Um Ihnen den Unterschied zu erläutern, bleiben wir beim letztgenannten Farbton: Vollmilchschokolade verkörpert die warme Linie, das Zartbitter-Pendant driftet ins Kalte ab. Wichtig zu wissen ist dieser Umstand, wenn Ihr Hauttyp, Ihr Make-up und im Weiteren die Kleidung, die Sie bevorzugt tragen, ins Spiel kommen. Und natürlich das, was Sie sich selbst am meisten wünschen. Die ganzheitliche Wirkung, also das, was Sie über die braune Haarfarbe ausstrahlen, lebt vom Einklang – oder vom Kontrast. Nur eines sollten Sie tunlichst vermeiden: warme Brauntöne mit kalten zu kombinieren. Solcherlei Kapriolen erzeugen unweigerlich einen geschmacklosen Eindruck.

Die beliebteste Kombi für ein aufregendes Braun ist das Beige. Doch obwohl er hervorragend zum Braun passt, ist ihm eine gewisse Biederkeit nicht abzusprechen. Weitaus eleganter kommt das Weiß daher. Es kontrastiert nicht nur stärker – es lässt die Haarfarbe zugleich reiner strahlen. Im Schwarz der Kleidung verläuft sich das Braun der Haare regelrecht. Zwar ist dieser Kombi viel Noblesse abzugewinnen – der Gesamteindruck wirkt dennoch etwas eintönig. Wer auf schwarz schwört und nicht davon lassen kann, der kreiert sein Lieblings-Outfit am besten durch einen betörenden Glanz, der sich von oben nach unten ausweitet. Leder in Glossy-Optik ist ein Favorit, den ich Ihnen empfehle. Aufgrund der unterschiedlichen Lichtbrechungen beim Bewegen wechselt die Oberfläche immer wieder Ihre Facetten und erzeugen so eine Glorie, die geradezu luxuriös – aber auch sehr dominant – anmutet.

Rot ist ein Pate des Braun, so es denn ebenso warm oder kalt geschönt ist. Ein kaltes Rot, das ins Violett abdriftet, passt so ganz und gar nicht zu einem warmen Schokoladenbraun – und umgekehrt. Ton-sur-Ton ergänzen sich beide Farben zu einer Einheit, die sich sehen lassen kann. Blau ist partout eine kalte Farbe, also kein willkommenes Pendant zu warmen, braunen Haarfarben. Bei kalt-braunen hingegen erzeugt eine solche Kombination ein tolles Stimmungsbild, das allerdings recht kühl und distanziert wirkt.

Auffällige Kontraste setzen gelb und curry beim warmen Braun der Haare; violett und türkis entsprechend beim kalten. Wer’s lieber straight mag, der protegiert das Silber. Kalt – aber auch neutral – eignet es sich sowohl für den Zartbitter-Ton als auch für den der ‚Vollmilchschokolade‘. Opulenter setzt sich das Gold in Szene, weil seine Strahlkraft seit jeher für Pomp und Glamour steht. Vom Ursprung her wirkt es warm und einladend – wie geschaffen also für die Haarfarben-Nuancen Mahagoni und Kastanie. Es gibt aber auch eine kalte Variante, das sogenannte Grüngold. Wie der Name schon sagt, ist es mit grün geschönt und tendiert deshalb ein klein wenig ins Kalte. Ohne ein Experiment zu wagen, lässt es sich mit ebenso kühleren Haarfarben kombinieren.

Beim Make-up scheiden sich die Geister. Kalte Haar- und Kleidungsfarben mit einem warmen Make-up-Ton zu highlighten ist deshalb ein Drahtseilakt.

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