Fitness und Ernährung
Acqua Naturale
Vom Wesen des Wassers
Wohl kein anderes Element fasziniert uns seit Menschengedenken so sehr wie das Wasser. Kristallklar sprudelt es aus der Quelle und ebenso klar trinken wir es – ein Leben lang – aus Flaschen, Gläsern und Karaffen. Wenn uns der Durst übermannt, dann schlucken wir es in großen Zügen, und wenn uns der Sinn danach steht, dann springen wir einfach hinein. Wir erfreuen uns am Plätschern eines Springbrunnens und bestaunen begeistert den tosenden Sturz eines Wasserfalls. Wir waschen uns, ganz frisch, im Schwall der Dusche und löschen das Feuer der Leidenschaft, wenn es zu sehr zu lodern droht. Wasser ist alles und überall.
Noch ehe wir geboren wurden, war das Wasser unser ein und alles. Es wärmte uns und es ermöglichte uns, frei zu sein. Frei wie ein Fisch im Wasser. Keine Schwerkraft – keine Schwere. Nur Leichtigkeit und ganz viel Zuversicht.
Beim Säuglingsschwimmen erlebte unsere Tochter ein Déjà-vu. Außer sich vor Glück plantschte sie so aufgeregt in ihrem ureigenen Element, dass ich sie nur mit Mühe bändigen konnte. Und dann das Experiment: „Würde sie auch in Lage sein, zu tauchen, ohne sich zu verschlucken?“ Höchste Anspannung. Eins, zwei, drei! Ein Spritzer ins Gesicht der Kleinen und schon ging’s abwärts. Wieder aufgetaucht schaute sie zwar etwas verblüfft, hustete jedoch nicht. „Der Reflex, die Luft anzuhalten, ist angeboren, oder sagen wir besser ‚vorangeboren‘, denn bereits im Mutterleib ist der Fötus vollends vom Fruchtwasser umgeben“, erläuterte der sympathische Schwimmlehrer den wissbegierigen Müttern. Die Scheu vorm Wasser, die dazu führen kann, dass die zwei Monate alten Säuglinge bisweilen zu heulen beginnen, wenn sie ins Wasser getaucht werden, rührt daher, dass bereits eine kleine Zeitspanne des normalen Lebens – außerhalb des Wassers – verronnen ist. So geraten die pränatalen Erlebnisse des Neugeborenen zusehends in Vergessenheit.
Die zweite Lehrstunde unseres ‚Schwimmkursus für Säuglinge‘ verlief schon etwas moderater, denn nach einer Woche war die Erinnerung noch präsent. Mehr und mehr gewöhnte sich unsere Tochter an das Wasser, und heute – fast ist sie fünf Jahre alt – erlernt sie bereits das Schwimmen. Und so wird es nicht lange dauern, bis die Allgegenwärtigkeit des Wassers ihr Leben genauso bestimmen wird wie das unsrige. Doch eines wird sich ändern: Das Bewusstsein, mit dem sie beim allerersten Kontakt mit dem Wasser noch so voller Eifer das ihr vertraute Umgebungsmedium bestaunte, wird abflachen. Zwar wird die Vorfreude auf einen Badeurlaub an der Côte d’Azur wohl zeitlebens erhalten bleiben –, allein schon deshalb, weil Sonne, Strand und Meer eine unbändige Begeisterung entfachen. Der Umgang mit dem Wasser an sich wird sich aber vollends normalisieren. Und so weicht die Faszination, der einst der Status eines Lebenselixiers innewohnte, einer Selbstverständlichkeit, die fast ignorant anmutet. Auf einmal reiht sich das Wasser, das aus dem Hahn sprudelt ebenso in die Kette des Gewöhnlichen ein wie jenes, das die Badewanne füllt oder noch ein weiteres, das wir trinken. Die Wertschätzung, die der Säugling diesem Element beimaß, ist unwiederbringlich verlorengegangen.
Es ist – wie ich meine – an der Zeit, dem Wasser eine Laudatio zu widmen. Und dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass ich eben dieses Loblied bereits angestimmt habe. Bevor ich Ihnen nun die Geheimnisse des Wassers anvertraue, lege ich Ihnen nahe, über das, was ich geschrieben habe, einmal nachzudenken.
Chemisch betrachtet, ist unser Wasser eine Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff. Der menschliche Körper nutzt das Wasser als Transportmedium. Alles, was durch unseren Körper geleitet wird, muss im Wasser gelöst sein, ansonsten kann es nicht verwertet werden. Diesen Prozess nennt man Ionisierung. Dabei zerfallen die Nährstoffe, die wir über die Nahrung zu uns nehmen in ihre atomaren Bestandteile. Das klingt etwas kompliziert, ist aber recht simpel. Wenn Sie einen Teelöffel Salz (die Formel lautet NaCl = Natriumchlorid) in ein Glas Wasser geben, dann löst es sich darin auf. Es zerfällt in Natrium und Chlorid; genauer gesagt in das Natrium-Ion und das Chlorid-Ion. So – in Wasser gelöst – ist unser Körper imstande, diese beiden Stoffe zu verwerten. Mit anderen Molekülen (so heißen Verbindungen wie Natriumchlorid) verhält es sich ebenso. Würden Sie den Teelöffel Salz hingegen Ihrem Körper ohne Wasser zuführen, dann erlebten Sie nicht nur ein blaues Wunder der Abscheulichkeiten, sondern gleichsam folgte der Einverleibung des Salzes ein fast unstillbares Verlangen nach Wasser. Solange, bis der Stoff restlos gelöst wäre. Dass Sie sich damit den Teufel ins Haus holen, ist vorprogrammiert, denn die Menge Salz, die ein Teelöffel fasst, entspricht ungefähr Ihrem Tagesbedarf (6 bis maximal 10 Gramm).Generell sollten Sie Vorsicht walten lassen, wenn es ums Salz geht. Der ‚Treibstoff‘ dieses Moleküls ist das Natrium. Im Übermaß verzehrt, kann es zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.
Schauen Sie sich das Etikett einer Mineralwasserflasche einmal etwas genauer an. Der Gesetzgeber verpflichtet die Abfüller, den Auszug einer Analyse des Wassers dort aufzuführen. Besonders umfassend ist dieser Auszug meist nicht, und deshalb wird er auch mit ‚Hauptbestandteile‘ oder ‚Analysenauszug‘ übertitelt. In den Analysen sind die Ionen aufgeführt, die hauptsächlich in diesem Wasser vorherrschen (meist sind es 2 x 3). Was sonst noch so alles in Ihrem Mineralwasser enthalten ist, erfahren Sie über diverse Untersuchungen der Verbraucherzentralen, die Sie im Internet einsehen können. In Bezug auf das Natrium gibt es einen Richtwert: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 0,55 Gramm Natrium pro Tag, das sind 550 Milligramm (mg). Liegt der Wert beim Mineralwasser, das Sie trinken, an der Obergrenze, so ist dies erst einmal kein Grund zur Besorgnis, da es zum einen darauf ankommt, wie viel Sie täglich davon trinken und zum anderen darauf, wie viel Natrium Sie jeden Tag zusätzlich über die Nahrung aufnehmen. Eine salzreduzierte Kost ist für die Gesunderhaltung Ihres Körpers in jedem Falle von Vorteil. Wenn Sie das ein oder andere Mal auf das Brathähnchen oder die Tüte Chips am Abend verzichten, müssen Sie sich um den Natriumgehalt Ihres bevorzugten Mineralwassers keine Gedanken machen.
Wie viel Wasser sollten Sie trinken? Die Antwort auf diese Frage hängt von mehreren Faktoren ab: Herrschen draußen Temperaturen von dreißig Grad und Sie bewegen sich ebendort, dann sind drei Liter bisweilen nicht ausreichend. Allein schon deshalb nicht, weil Ihr Körper durch das Schwitzen in der Sonne viel Flüssigkeit verliert, die durch das Trinken des Wassers lediglich wieder zurückgeführt wird. Wenn Sie Sport betreiben oder eine anstrengende Tätigkeit verrichten, gilt dasselbe. Ebenso dann, wenn Sie mal herzhaft gespeist haben. Der Ausgleich des Wasserhaushalts Ihres Körpers führt in den drei genannten Fällen einzig und allein dazu, dass Sie die Flüssigkeit, die Sie durch externe Einflüsse verloren haben, wieder zurück in den Körper leiten. Dabei ist es unerheblich, ob diese Einflüsse auf das Schwitzen oder auf ein zu salzhaltiges Mahl zurückzuführen sind. Ohne zu essen werden Sie – selbst nach einer Woche – nicht gleich sterben. Wenn Sie hingegen sieben Tage lang keinen Tropfen trinken, dann erwartet Sie nichts Gutes, selbst dann, wenn Sie diese Zeit schlafend im Bett verbringen. Ihr Körper benötigt das Wasser, damit der Organismus seine Funktionen aufrechterhalten kann.
Wasser ist nicht gleich Wasser. Und in Flaschen abgefülltes Wasser schon gar nicht. Unterschieden wird in drei Kategorien: Tafelwasser, Mineralwasser und Heilwasser. Auf dem Etikett der Flasche muss das Wasser gekennzeichnet sein. Tafelwasser ist nichts anderes als Leitungswasser, dem nachträglich Mineralien wie Natrium, Calcium oder Magnesium (usw.) hinzugefügt wurden. Mineralwasser muss aus einer anerkannten Quelle sprudeln. Sein Gehalt an Mineralien wird durch die Gesteinsschichten, die es passiert hat, bestimmt. Ein Heilwasser muss – nachweislich – strenge Anforderungen erfüllen, die es als besonders gesundheitsfördernd oder als heilend einstufen. Da nur sehr wenige Wässer diese Anforderungen erfüllen, ist es um sie rar gesät.
Die drei genannten Wassersorten sind allesamt durch ein gemeinsames Merkmal gekennzeichnet: Sie enthalten Mineralien. Dadurch sind sie jedoch auch – Sie erinnern sich an den Prozess der Ionisierung – zu einem gewissen Teil bereits gesättigt, was nichts anderes bedeutet, als dass sie wesentlich weniger Stoffe zusätzlich binden können, als chemisch reines Wasser ohne Mineralien.
Das Leitungswasser in Deutschland genießt einen ausgezeichneten Ruf. Ohne weiteres kann es bedenkenlos getrunken werden. Gelöste Stoffe enthält es nur wenige, was es als ideal für eine Anreicherung mit ebendiesen auszeichnet. Nun ist das Wasser, das durch unseren Körper fließt, nicht nur dafür verantwortlich, Nährstoffe ins Blut zu transportieren –, es spült auch Schadstoffe, überschüssige Mineralien und wasserlösliche Vitamine, die dem Körper im Übermaß zugeführt wurden, wieder hinaus. Ist es aber bereits angereichert, erfolgt der Abtransport dieser ‚Schadstoffe‘ nicht so effektiv, als wenn es rein wäre.
Wenn Sie Ihrem Körper etwas Gutes tun wollen, dann sollten Sie sich diese Erkenntnis zu Nutze machen. Trinken Sie jeden Abend vor dem Zubettgehen ein kleines Glas Leitungswasser (150 ml),
am Morgen, gleich nach dem Aufstehen, ein großes Glas (250 ml). Achten Sie aber darauf, dass das Wasser nicht zu kalt ist. Lauwarm wirkt es am besten. Wenn Sie dieses Prozedere zur Gewohnheit werden lassen, dann unterstützen Sie nicht nur Ihren Körper bei der Entgiftung –, Sie werden sich fortan auch wohler und freier fühlen. So frei wie ein Fisch im Wasser.