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Ein Mode-Bummel durch New York

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Es ist August. Und es ist heiß. Heiß her geht es hier immer, doch dieser Sommer ist für mich etwas ganz Besonderes, sind doch bereits wieder fünfzehn Jahre ins Land gezogen, seit ich dem Big Apple den Rücken gekehrt hatte. Und laut ist es, – auch wie immer: The City that never sleeps. Damals – Ende der 1990er-Jahre – war diese City noch ganz schön aufgewühlt. Mit einem der zigtausend Cabs wollte ich auf meiner Stadtrundfahrt einen kleinen Abstecher nach Harlem machen, was mir der Taxifahrer kategorisch aus dem Kopf schlug. Heute herrscht in den Problembezirken eine gewisse Ordnung, was nicht zuletzt dem ehemaligen Bürgermeister Michael Bloomberg zu verdanken ist.

Es ist bunt. Eigentlich viel zu bunt für eine Stadt, die sich Stil und Klasse auf die Fahne geschrieben hat. Doch New York verzeiht man den Kitsch, weil jeder weiß, dass er ganz einfach dazugehört.

Bedenkt man, dass die Mode, die uns über alle Maßen fasziniert, ihren Ursprung in Frankreich und Italien hat, so verwundert es bisweilen, dass Amerika – und ganz extrem New York – einen Stammplatz für sich reserviert haben, der vor allem eines immer wieder durch die tiefen Straßenschluchten schreit: Hier schlägt der Puls der Zeit! Ich kann es nicht überhören.

Die kleinen Boutiquen, die Markenmode aber auch No-Name-Ware vertreiben, gibt es an jeder Ecke. Sechs, sieben Stufen hinab in ein altes Kellergewölbe. Das Ambiente wirkt auf mich wie eine Höhle aus grauer Vorzeit. Es riecht nach Erde. Vor allem Accessoires hängen an hölzernen Ständern, fast wie Relikte: Mützen und Ponchos aus blassbraunem Fell und Leder, das grob gegerbt ist, so dass die Struktur mit bloßem Auge erkennbar ist. Zwei Läden weiter dasselbe Genre, geradeso als hätten Cowboy und Indianer Pate gestanden. Das Must-have sind Stiefeletten, die mit ein wenig Fantasie an Winnetou erinnern.

Zurück auf der Straße zeigt sich ein anderes Bild: Wie bereits seit einigen Jahren dominiert der Sportslook, insbesondere alles Erdenkliche, was irgendwie mit Basketball in Verbindung steht. Die Shirts sind übergroß, die Shorts auch, und die Schuhe wirken mitunter wie ein kleines Bollwerk, das nur vermuten lässt, dass sich darin ein Fuß versteckt. Die Farben hingegen haben sich verändert. Das vormals grell und leuchtende ist zarteren Nuancen gewichen: Die Sportlerfrauen tragen rosa und blau. Ein Trend für den Winter?

Klassischer geht es auf den Flaniermeilen zu. Die Haute Couture setzt auf Beständigkeit. Mögen die Schnitte auch ein wenig figurbetonter daherkommen als im vergangenen Winter, so lässt sich davon keine Regel ableiten, denn nach wie vor steht auch die Lässigkeit im Vordergrund. In punkto Farbe schleicht die Kollektion Herbst/Winter recht gediegen daher: Schwarz, grau, silber und manchmal auch weiß sind die Grundtöne. Der Kontrast aber hat es in sich! Blutrot sticht er wie ein unübersehbares Signal ins Auge und lässt all das, was den Konventionen entspricht, im farblosen Raum stehen. ‚Nur Mut!‘ posaunen die Accessoires, und die müssen es ja wissen. Die Taschen sind bunt, vor allem gelb. Ganz bieder hingegen, aber dennoch auffällig wie ein I-Tüpfelchen, verhüllen lange, schwarze Lederhandschuhe jeden einzelnen Finger, geradeso, als gälte es, die Unnahbarkeit der Frau aufrecht zu erhalten.

Das Make-up verzichtet ganz und gar auf Experimente. Wer was auf sich hält und zur Upperclass zählt, der setzt auf Apricot und dessen Nuancen. Farbspiele stehen außen vor. Ganz offiziell, so habe ich von einem Insider erfahren, geht es den New Yorker Designern vermehrt darum, Grenzen zu sprengen. Grenzen, die die amerikanische Bevölkerung nach wie vor trennen. Eine Hommage also an die Unterdrückten? Der Trend spiegelt sie wider. Lassen wir das Blutrot einfach mal im Raume stehen.

Tags drauf schaue ich einmal genauer hin. Ebony and Ivory. Ein Schwarzer schenkt einem weißen Passanten Kaffee ein. Breitgrinsend lächelt er den Geschäftsmann an. „White – no sugar“, sagt dieser und dann lächelt auch er.

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